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Emotionale Nähe schafft Verbindung. Aber emotionale Arbeit ist für viele Menschen anstrengend und Energie raubend. Wie gefährlich ist es für die Liebe, wenn nur ein Partner in emotionale Arbeit investiert?

Was ist emotionale Arbeit?

Der Begriff „Emotional Labor“ wird im englischsprachigen Raum häufig für „Invisible Labor“ genutzt, also unsichtbare Beziehungsarbeit. Darunter fallen alle diese täglichen, kleinen Anstrengungen, die dem Partner nicht auffallen, ohne die aber jede Beziehung irgendwann auseinanderfallen würden. Partner, die derart investieren, sind also die Kümmerer. Sie füllen den Kühlschrank, sie suchen die beste Nachhilfe, sie pflegen den Geburtskalender für Freunde und Verwandte – und wählen und verpacken natürlich die Geschenke und schreiben die Grußkarten. Emotionale Arbeit ist daneben aber auch die Pflege und das Bemühen um emotionale Nähe, eine der Säulen einer befriedigenden Partnerschaft.

Emotionale Nähe ist Arbeit

Menschen suchen Nähe und den Austausch darüber: Siehst du die Welt so wie ich? Teilst du meine Emotionen in diesem Moment? Willst du mich so nah wie ich dich? Im Liebenden hoffen wir, uns selbst zu sehen und zu erkennen. Das macht uns verletzlich – und es bedarf permanenter Bemühung und Bitten um Verbindung. Solche „Bids for Connection“ haben viele Gesichter und Formen:

  • Schatz, wie war dein Tag?
  • Was wollen wir am Wochenende unternehmen?
  • Hast du dieses lustige Video schon gesehen?
  • Kannst du mir das Wasser reichen?

Alle diese Fragen beinhalten die Bitte um eine Verbindung, die sich durch Aufmerksamkeit, durch Anerkennung und Wahrnehmung auszeichnet.

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Verbindung und zugewandte Kommunikation

Bindung entsteht und bleibt durch zugewandte Kommunikation, die Verbindung sucht und erhält. Diese muss nicht mit Worten erfolgen, denn Menschen kommunizieren auch ohne Worte miteinander. Manchmal sind es auch nur sehr wenige Worte: „Schau mal!“ Damit sagen Sie nicht nur, dass Sie etwas bemerkt haben, von dem Sie vermuten, dass Ihr Partner es auch sehen möchte: Sie drücken damit ebenso aus, dass Sie mit Ihrem Partner einen Moment, eine Entdeckung teilen möchten, dass Sie sich wünschen, Ihre Wahrnehmung mit ihm zu teilen und gleichzeitig, dass Sie von ihm wahrgenommen werden möchten, dass er Ihrer Einladung folgt und damit Sie gemeinsam eine Erfahrung teilen.

Probleme in der Beziehung entstehen meist durch ein Mangel an wahrem Kontakt. Wenn Bindung durch zugesandte Kommunikation gestärkt wird, dann wird sie geschwächt durch abgewandte (oder auch neutrale) Kommunikation. Ein Beispiel, um diese Kommunikation zu erklären:

Sie gehen spazieren, Ihnen ist kalt. Nicht nur bemerkt Ihr Partner das, er schlägt auch gleich vor, ins nächste Café zu gehen und will Sie zu einem heißen Getränk einladen.

  • Das ist zugewandte Kommunikation: aufmerksam, kreativ und fürsorglich.
  • Gleichgültige Kommunikation wäre, wenn Sie sagen, Ihnen ist kalt und er antwortet: „Ja, ziemlich frisch heute.“
  • Und abwertende, abgewandte Kommunikation wäre, würde er sagen: „Warum hast du dir nicht etwas Wärmeres angezogen?“

Ein Paar, das gleichgültig miteinander umgeht, hat einen schweren Weg vor sich, doch mit etwas Aufmerksamkeitsübungen und Bemühungen lässt sich da noch viel richten und verändern. Ein Paar, das jedoch ständig Streit hat und abwertend miteinander umgeht, das ist bereits voneinander genervt und sieht wenig Positives mehr aneinander, die Beziehungskrise ist bereits da. Abwertung ist einer der „4 Reiter der Apokalypse„, eine Verhaltensweise, die statistisch messbar toxische Beziehungen beschreibt. Da ist es häufig bereits zu spät für das Paar und die Beziehung ist am Ende.

Zusammengefasst: Zugewandte Kommunikation ist Bestätigung und Teilen von Emotionen. Neutrale Kommunikation bewegt sich dagegen eher auf dem Niveau „Ja, nein, vielleicht, ach so …!“ Und abgewandte Kommunikation klingt unabhängig vom Wortlaut irgendwie immer nach „Lass mich in Ruhe!“

Verbindung ist emotionale Arbeit

Bids of Connection und zugewandte Kommunikation bedürfen Achtsamkeit, Kreativität, Empathie und Energie. Um dauerhaft so viel investieren zu wollen und zu können, braucht es gegenseitige Bemühungen. Gibt nur ein Partner, wird dieser mittel- oder langfristig frustriert aufgeben, denn irgendwann ist sein Tank leer und der Schmerz über die ständigen Zurückweisungen der Bemühungen um Nähe münden in Forderungen. Diese führen jedoch häufig zu einem Rückzug des distanzierteren Partners, womit die Forderungs-Rückzugs-Dynamik, die Dr. Sue Johnson in ihrer Emotionsfokussierten Paartherapie als „Tanz“ bezeichnet. Viele Paare kennen den Tanz, wenn es um das Initiieren von Intimität geht: fast immer gibt es in Beziehungen einen, der sich häufiger und mehr Nähe wünscht als der andere. Dadurch erhält dieser Partner, da er ja allein über Nähe und Distanz entscheidet, die Führungsrolle in der Beziehung. Oft geschieht das nicht bewusst, sondern zum Ausgleich für andere Bereiche, in denen er sich übervorteilt fühlt.

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Emotionale Arbeit ist Frauenarbeit?

Eine feministische Theorie besagt, dass Frauen emotionale Arbeit nicht nur in Beziehungen, sondern auch in den meisten Bereichen der Gesellschaft – unvergütet – aufgezwungen wird. Sie sind die Kümmerinnen. Sie initiieren den täglichen Austausch über die Tagesgeschehnisse, sie erledigen, was weniger Muskeln, aber dafür Herz und Verstand benötigt.

Ganz sicher ist dies in vielen Beziehungen so, dennoch hilft die Verallgemeinerung nach Geschlechterklischees nicht. Nicht wenige Männer halten es nämlich für ihre emotionale Arbeit, mit den Gefühlsausbrüchen ihrer Partnerinnen umzugehen, diese aufzufangen oder auszugleichen.

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Emotionale Arbeit und Aufopferung

Ob Frau oder Mann: wer überzeugt ist, sie/er alleine sei für den Job verantwortlich emotionale Nähe zu schaffen und zu bewahren, hat bereits den ersten Tanz-Schritt für eine weitere Forderungs-Rückzugs-Pirouette unternommen. Aus unerfüllten Wünschen werden Forderungen, die zum Rückzug führen. Das gegenseitige Aufrechnen ist unvermeidbar und führt zu vielen typischen Beziehungsproblemen. Und ganz schnell scheint das Beziehungskonto der Partner aus dem Gleichgewicht zu sein.

Das Hauptproblem der emotionalen Arbeit ist, dass sie als Arbeit empfunden wird. Dabei ist emotionale Nähe ein Grundbedürfnis, das Menschen in einer Liebesbeziehung erfüllt haben möchten. Kann Arbeit sein, was wir aus Freude und Liebe tun?

Liebe bedeutet Arbeit, Beziehung bedeutet Arbeit, emotionale Nähe bedeutet Arbeit – mit dieser Haltung kann man sich das Leben viel schwerer machen als nötig. Vielleicht ist es nicht der passende Partner, wenn emotionale Nähe nur mühevoll hergestellt werden kann. Sicher aber sind emotionale Erschöpfungszustände etwas, dass Partner gut mit Paarberatung, Paartherapie oder Beziehungs-Coaching genauer ansehen können – um eine Veränderung einzuleiten, die aus überlasteten, emotionalen Einzelkämpfern wieder ein innig verbundenes Team, das gemeinsam an Strang zieht, machen kann.

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Eric Hegmann ist Paartherapeut, Single-Coach und Autor. Er hat über ein Dutzend Bücher zu Liebe, Partnerschaft und Partnersuche veröffentlicht. Er ist Co-Gründer der Modern Love School .

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