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Emotionen – Wozu Sie Gut Sind Und Wie Paare Gefühle Zeigen Können

Emotionen: Sie sind die Schlüssel zur sicheren Verbindung der Partner und eine glückliche Beziehung. Wie Emotionen entstehen, der Unterschied zu Gefühlen und warum es beim Streit nie wirklich um die Sachthemen geht

Emotionen Definition

Was sind Emotionen? Jeder hat und kennt Emotionen, wenn es um eine Definition geht, da gibt es weder eine einheitliche Theorie noch eine allgemeingültige Definition. Die heute gültigen und biologisch orientierten Emotionsdefinitionen setzen auf den evolutionsbiologischen Ursprung: Emotionen entstehen im limbischen System, einem sehr alten Teil des Gehirns. Als der Neocortex noch nicht entwickelt war, konnten Emotionen deshalb dort auch nicht “vernunftgesteuert” verarbeitet werden. Um Emotionen reflektieren, abwägen und bewerten können, benötigt es aber eine Verbindung zu diesen Gehirnregionen.

Der Vorteil: Die emotionale Reaktion ist meist bereits erfolgt, bevor wir uns bspw. einer drohenden Gefahr umfassend bewusst sind, geschweige denn über sie hätten nachdenken können. Die emotionalen Schaltkreise im limbischen System bewerten und bereiten ein entsprechendes Verhalten vor, bevor die vergleichsweise langsam arbeitenden Cortex-Regionen, in denen bewusste Gefühle entstehen, informiert wurden. Deshalb die unmittelbaren körperlichen Reaktionen wie erhöhter Herzschlag, weil der Körper sich auf eine schnelle Flucht vorbereitet.

Emotionen sagen uns etwas, sie drücken Bedürfnisse aus, die erfüllt werden könnten. Verspürst du Angst, möchtest du dich entweder zurückziehen und entkommen – oder angreifen, um dich zu beschützen. Bist du überrascht, hälst du kurz inne, um dich zu orientieren. Verspürst du Ekel, musst du vielleicht sogar würgen, denn dein Wunsch nach Abstand und Ablehnung manifestiert sich körperlich oft in Erbrechen.

Die Basisemotionen wie Freude, Ärger, Angs, Trauer und Ekel, gelten in Modellen auch als Urinstinkte. Sie sind gut in der Mimik zu erkennen und so gut wie nicht zu verbergen.

Eric Hegmann: Paartherapeut, Paarberater, Single-Coach, Autor

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    Welche Emotionen gibt es?

    Wie viele und welche Emotionen es gibt, ist umstritten. Das primäre Emotionssystem (E basic emotional system) kennt die (wahrscheinlich) angeborenen, elementaren primären Emotionen. Furcht, Freude, Trauer, Ekel und Ärger. Aus deren Mischung können sich andere, abgeleitete Emotionen zusammensetzen, z.B. Verachtung, Überraschung, Interesse, Erregung oder Verlegenheit.

    Was Emotionen machen

    Ich beschreibe Emotionen gerne wenig wissenschaftlich, aber dafür – hoffentlich verständlich – als unsere interne Warnanlage, weshalb es auch deutlich mehr negative Emotionen gibt, als positive, weil diese uns vor etwas warnen wollen und sollen. Nun wird diese Anlage kalibriert durch die schmerzhaften Erfahrungen, die wir machen und gemacht haben und die wir dann automatisch in Zukunft vermeiden wollen. Das führt dazu, dass die Alarmanlage sehr laut schrillt, wenn die Erfahrung sehr schmerzhaft war. Was eine scharf eingestellte Warnanlage nicht unterscheidet, (und das ist der Unterschied zum Gefühl!) ob nun ein kleines Tier oder eine ganze Räuberbande über die Wiese laufen. Das heißt, sie schrillt so laut, wie sie nun einmal kalibriert wurde. Dein Körper bereitet sich dann vor auf maximale Verteidigung oder größtmöglichen Gegenangriff. Um vielleicht festzustellen, dass nur ein Eichhörnchen im Garten war.

    Was ich damit sagen möchte: es kann gut sein, dass deine zweifelnden Gefühle so intensiv sind, weil du immer noch zögerlich bist, ob jemanden heranzulassen eine gute Idee ist. Insofern versucht dein Bauch dir tatsächlich etwas zu sagen, du solltest dir jedoch die Zeit nehmen, diesen Zweifel genau zu untersuchen und zu prüfen, weshalb die Alarmanlage losgegangen ist. Denn dass sie so laut ist, das ist vermutlich immer noch die schmerzhafte Erfahrung von damals.

    Emotionsregulation

    Sehr vereinfacht ausgedrückt wird Emotionsregulation verdeutlicht Aussagen wie: „Du bist nicht deine Gefühle!“ und „Alle Emotionen sind gut und sinnvoll – aber nicht alle Verhaltensweisen!“

    Es klingt wie Haarspalterei, aber es ist ein gewaltiger Unterschied, ob ich sage: „Ich bin ängstlich“ oder „Ich fühle Angst“. Die Therapeutin Susan David setzt bei ihrer Methode der emotionalen Agilität in mehreren Schritten darauf, Emotionen wahrzunehmen, anzuerkennen, ihre Ursachen zu erkunden – und dann erst die Verhaltensweise zu wählen, die mein Bedürfnis erfüllen können – und ziemlich sicher sind die andere, die Verhaltensweisen und sogar die Bedürfnisse, als ich zunächst gedacht habe. Warum? Unser Umgang mit Emotionen muss vor dem Hintergrund von Lebens-, also von Beziehungserfahrungen, betrachtet werden. Hier gibt es häufig große Unterschiede bei Paaren.

    Angst vor Emotionen

    Der Gedanke an Emotionen erzeugt in vielen Menschen die Emotion: Angst. Verständlich. Denn Emotionen können uns lähmen oder sie verleihen uns Kraft zur Verteidigung in lebensbedrohlichen Situationen. Und im Streit mit dem Partner sorgen sie dafür, dass aus eben noch einander liebenden Personen plötzlich offenbar zwei verfeindete Gegner gegenüberstehen. Empathie findet plötzlich nicht mehr statt. Genau hier ist auch ein Ansatz in den Methoden der sogenannten dritten Welle der Verhaltenstherapie, der Emotionsfokussierten Therapien oder konkret der Emotionsfokussierten Paartherapie.

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    Emotionen teilen schafft Verbindung

    Emotionen haben für unser soziales Miteinander eine zentrale Funktion. Denn ein Großteil unserer Kommunikation geschieht durch non-verbale Kommunikation. „Man kann nicht nicht-kommunizieren“, stellten Kommunikationsforscher wie Watzlawik und Schulz von Thun fest. Dinge wie Mimik, Gestik, Körpersprache oder Stimmlage vermitteln Emotionen. So können wir uns auf ein Gegenüber einstellen, bevor er oder sie etwas gesagt haben, und überall im Alltag blitzschnell erkennen, wo Dinge geschehen, die wir beachten sollen, oder wo möglicherweise Gefahr droht.

    Das Bedürfnis nach einer sicheren Verbindung ist nach der Bindungstheorie jedem Menschen gegeben. Damit geht aber auch eine allgegenwärtige Furcht vor Verlust der Verbindung einher. Jeder Streit stellt die Verbindung in Frage. „Würdest du mich wirklich lieben, dann würdest du doch meiner Meinung sein!“ „Würdest du mich wirklich lieben, dann würdest du das (nicht) tun!“

    Es geht immer um Emotionen und (fast) nie um die Sachebene

    Daraus folgt: Bei Konflikten geht es immer um Emotionen und erst in zweiter Linie um die Sachebene. Mehrere Generationen sind aufgewachsen mit Sätzen wie: „Du bist zu emotional. Komm wieder, wenn du dich beruhigt hast!“ „Sprich über die Sachebene, lass deine Emotionen weg!“

    Richtig ist, es bringt wenig emotional zu diskutieren (weil das gar nicht geht, es ist zumindest nicht wirklich Diskutieren, sondern ein verbaler Fight), doch Argumente austauschen, bringt auch nichts, denn die steigern nur die Angst vor Verlust der sicheren Verbindung und eskalieren den Konflikt.

    Wenn Paare in die Paartherapie kommen, dann haben sie einander meist lange und oft Argumente an den Kopf geworfen, um sich gegenseitig jeweils vom eigenen Standpunkt zu überzeugen. Das hat ganz offensichtlich nicht funktioniert. Eben weil es nicht um Argumente ging, sondern um Emotionen. Und nicht um die obere Schicht von Gefühlen, wie beleidigt sein, sich ausgenutzt und übervorteilt fühlen, sondern um primäre Emotionen wie Angst und Furcht. Hierauf sollten Paare einen Blick werfen.

    • Was macht das Thema mit dir?
    • Welche Gefühle erzeugt es?
    • Welche Ängste triggern dich?
    • Welche Erinnerungen an tiefe Verletzungen erlebst du?

    Mit solchen Fragen kämt ihr ganz sicher weiter als mit Argumenten. Im besten Fall würdet ihr Verständnis füreinander entwickeln, für eure Wünsche und eure Ängste und dann könntet ihr darauf aufsetzend versuchen herauszufinden, für welche Bedürfnisse diese Ängste stehen. Also wenn es um Verlustangst geht bspw. was dir Sicherheit geben könnte. Oder dem Partner oder der Partnerin. Und darüber verhandelt ihr dann. Wenn ihr nicht auf diese tiefe Ebene geht oder euch hinab wagt in diesen Keller, kommt ihr erfahrungsgemäß ganz gewiss nicht voran.

    Eine einfache Übung, um Emotionen zu teilen

    „Mein Mann spricht nicht über seine Gefühle!“ “Mein Partner zeigt seine Gefühle nicht.“ Ganz typische Aussagen. Nicht immer wie im Klischee: Frau will über Gefühle reden, Mann kann Gefühle nicht zeigen. Aber doch häufig. Weil immer noch in der Erziehung die Tendenz überwiegt, Jungs vermeintliche Stärke einzureden, wenn sie sich negative Emotionen nicht anmerken lassen sollen. Es bedarf Übung, Gefühle zu hinterfragen und deren zugrunde liegenden Emotionen zu überprüfen.

    Erstaunlich einfach und wirkungsvoll ist dieses Ritual. Statt des täglichen „Wie war dein Tag?“, fragt ihr:

    • Worüber hast du dich heute am meisten gefreut?
    • Was hat dich heute besonders beschäftigt?
    • Was hat dich heute überrascht?

    Eure Gespräche werden umgehend eine andere Tiefe erhalten und ihr werdet euch viel besser kennenlernen, als würdet ihr weiterhin euch eure Terminkalender vortragen. Letztlich wechselt ihr von einem oberflächlichen: Was ist passiert? Zu einem tiefgründigen: Warum ist etwas passiert? Was hat das mit mir/dir gemacht?

    Die Folge ist eine sichere Verbindung zwischen den Partnern und dadurch automatisch weniger Sorge vor Trennung und Verlustangst, was jede Konfliktlösung ganz automatisch vereinfacht, denn ihr deeskaliert dadurch den Streit schon, bevor er überhaupt entsteht.

    Quellen:

    Wie gut passen wir zusammen? Der große Liebestest

    Basierend auf Erfahrungen aus der Paartherapie und wissenschaftlicher Forschung: Wo teilt ihr dir gleichen Werte? Wo ergänzt ihr euch? Bei welchen Unterschieden drohen Konflikte?

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    Eric Hegmann ist Paartherapeut, Single-Coach und Autor. Er hat über ein Dutzend Bücher zu Liebe, Partnerschaft und Partnersuche veröffentlicht. Er ist Co-Gründer der Modern Love School .

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