Wie steht es um eure Work Love Balance? Wann ist viel Arbeit schädlich für die Liebe? Paartherapeut Eric Hegmann erklärt, wann der Job die Beziehung gefährdet.
Konfliktfähigkeit ist wichtig für eine glückliche Partnerschaft. Zum richtigen Umgang mit Konflikten gehört der Mut zur klärenden Auseinandersetzung. Wie Sie an Konflikten wachsen. Machen Sie den Konfliktfähigkeit Test
Inhaltsübersicht
Wie konfliktfähig bin ich?
Jeder wünscht sich eine langfristige, harmonische Beziehung – aber tatsächlich kann zu viel Harmonie auch unglücklich machen. Ein Paar sollte eine ausgewogene Mischung an Gemeinsamkeiten und Unterschieden, noch besser: Ergänzungen, mitbringen, damit die Paardynamik nicht irgendwann zum Erliegen kommt.
Mut zur Auseinandersetzung
Zu viel Übereinstimmung birgt Gefahren. Es ist nicht gut, wenn ein Paar komplett miteinander verschmilzt. Zunächst ist es natürlich ein Ziel, sich beim Partner geborgen und aufgehoben zu fühlen. Das geschieht in der Regel durch Übereinstimmung. Jede Partnerschaft benötigt eine Entwicklung, denn Stillstand bedeutet auch immer Verlust von Inspiration und neuen Ideen. Die sind aber nötig, damit wir uns selbst und als Paar entwickeln können. Es gehört dazu, dass nicht immer beide Partner das Selbe zur gleichen Zeit wünschen.
An Konflikten wachsen
Ist Streit besser als zu viel Harmonie? Nein, denn ein Paar, das nie streitet, verdrängt vermutlich Konflikte. Das ist nicht gut. Eine Streitkultur zu entwickeln ist wichtig. Manchmal sollte ein Partner dem anderen dabei helfen, wenn der zu konfliktscheu ist. Ab und an muss nämlich die Luft gereinigt werden. Die Gefahr besteht sonst, um in diesem Bild zu bleiben, dass der lange unterdrückte Regen statt in einem Gewitter dann in einer Naturkatastrophe endet.
Mein Partner versteht mich nicht! – Paarkommunikation und Streitkultur verbessern
Miteinander reden, Bindung schaffen und Konflikte lösen: Der Kommunikationskurs für mehr Liebe.
Konfliktangst und Harmoniesucht
Es kann entsetzlich anstrengend sein, wenn der Partner statt Stellung beziehen, nur beschwichtigt und jeden Konflikt vermeidet. Natürlich ist es keine Freude sich zu streiten, doch wenn erwachsene Menschen zusammen leben, dann werden sie auch mal unterschiedliche Interessen und Wünsche haben. Dann prallen die Erwartungen aufeinander. Dann klärt man das. Das bedroht die Liebe weniger als darauf zu hoffen, dass das Problem einfach so verschwindet. Das wird es nämlich nicht.
Test: Bin ich konfliktfähig?
Wenn etwas schief läuft in meiner Beziehung, dann spreche ich das möglichst sofort an
Hurra, ein Problem! Krisen sind eine Chance und dazu da, einen Missstand zu verbessern
Bevor ich ein Problem anspreche, warte ich ab. Ich will nicht aus einer Mücke einen Elefanten machen
Mir ist Harmonie wichtiger als Recht zu bekommen
Kritik nehme ich persönlich
Ungelöste Konflikte vergiften eine Beziehung
Ich lasse mich nicht über den Tisch ziehen
Vor einem Streit quäle ich mich tagelang
Wenn zwei Menschen sich wirklich lieben, dann gibt es auch keinen Streit
Wenn meine Eltern gestritten haben, hat mir das Angst gemacht. Das sollen meine Kinder nie erleben müssen
Mir ist wichtig, dass Menschen mich mögen, deshalb verletze ich niemanden bewusst
Ich erlebe immer wieder, dass meine Furcht vor einer Auseinandersetzung im Nachhinein unbegründet war
Konflikte gehören dazu. Mein Partner kriegt sich schon wieder ein
Die meisten Probleme lösen sich ja doch irgendwann von selbst
Sind Sie konfliktfähig?
Auseinandersetzungen reizen Sie
Im positiven Sinn erleben Sie Konflikte als Chance, etwas zum Besseren zu verändern. Im negativen Sinn gerät dies jedoch für Ihren Partner oft dazu, dass Sie das Beste für sich herausholen. Gut möglich, dass Ihr Partner Sie dafür sogar bewundert, weil er selbst eher für Harmonie eintritt, denn Gegensätze ziehen sich ist an. Achten Sie darauf, nicht zu aggressiv, streitlustig und egoistisch zu wirken. Fokussieren Sie sich auf den Lösungsansatz. Denken Sie pragmatisch und nicht emotional, wenn Sie in einen Konflikt einsteigen.
Konflikte gehören nun einmal dazu
Sie sind nicht scharf auf Auseinandersetzungen, aber Sie gehen ihnen auch nicht aus dem Weg. Möglich, dass es Sie manchmal Überwindung kostet sich gegen Ihren Partner durchzusetzen, weil Sie einfach nicht mit dem Menschen, den Sie lieben, streiten möchten. Gleichzeitig ist Ihnen aber bewusst, dass Aussitzen keine gute Idee ist, weil Probleme nicht verschwinden, sondern eher größer werden und wachsen.
Harmonie über alles!
Konflikte und Streit sind Ihnen zuwider. Wer sich liebt, versteht sich doch schließlich ohne Worte. Im Zweifel kann man sich mal zurücknehmen oder einen Kompromiss eingehen. Laute Worte machen Ihnen regelrecht Angst, Aggressivität aktiviert Ihren Fluchtreflex. Manchmal wünschen Sie sich im Nachhinein, Sie hätten stattdessen auf Gegenangriff geschaltet und sich durchgesetzt. Sie laufen Gefahr, dass Sie dauerhaft unzufrieden werden, wenn Sie nicht auch immer wieder Ihre Bedürfnisse erfüllt sehen. Diese müssen Sie dafür vorbringen und sich für sie einsetzen. Das muss nicht in einen Streit ausarten, aber es ist auch nicht schlimm, wenn doch. Liebe kann Auseinandersetzungen sehr gut aushalten, solange die Partner gelernt haben sich zu versöhnen. Harmoniesucht und Konfliktangst zerstören mehr Beziehungen als reinigende Gewitter. Denn nur durch die werden gegensätzliche Positionen überhaupt erst klar und können dann verhandelt werden.
Konfliktfähigkeit trainieren
Aber was, wenn Ihr Partner jeden Streit vermeidet und regelrecht harmoniesüchtig ist? Ein Problembeschwichtiger? Das wird Sie irgendwann in den Wahnsinn treiben. Oder Sie durchbrechen die Spirale und finden heraus, was er wirklich will! Für einen konfliktscheuen Partner ist jeder Streit ein Graus. Für ihren oder seinen Partner ist wiederum der Beschwichtiger ein echter Aufreger. Weshalb dieser selbstverständlich sich noch mehr Mühe gibt, jeden Streit zu vermeiden. Schnell wird da ein Sturm zum Orkan.
Konfliktscheue Menschen wissen natürlich, dass Zusammenleben und Beziehung nicht ohne Stress, Revierkampf oder unterschiedliche Interessen und damit Streit funktionieren kann. Sie kennen aber meist nur Beschwichtigung und Verdrängung als Strategie. Sie wagen oft nicht die Frage zu stellen: Soll ich mich trennen? Bis sie zu dem Punkt gelangen, an dem sie die Flucht ergreifen.
Beziehungstipp: Bieten Sie einem Alternative. Immer wieder. Mit zunehmender Sicherheit wird er in der Beziehung immer mehr wagen und immer mehr investieren wollen. Es hilft, wenn Sie anfangs sich darauf konzentrieren, was Ihr vermeidender Partner nicht machen möchte. Dann fragen Sie ihn: „Sondern? Was würdest du lieber tun?“ Bevor Sie mit Ihrem eigenen Vorschlag aufwarten. Den sollen Sie natürlich auch anbringen, doch Sie wollen zunächst die Angst vor der Auseinandersetzung nehmen. Mit der Erfahrung, dass Konflikte nicht zu Zoff und Tränen führen müssen, wird Ihr Partner immer mutiger und selbstbewusster werden, was Ihre Beziehung stärkt und auf die nächsten Konflikte vorbereitet …
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Nicht konfliktfähig: Ursachen
Bei Konflikten geht es um Emotionen. Meist geht es um Furcht, die Verbindung zu verlieren. Vielleicht weil das eigene Bindungsverhalten eher unsicher ist. Man will den Partner nicht verlieren, man will nicht schlecht dastehen vor ihm oder hat Angst, verlassen zu werden, wenn man etwas anspricht. Häufig sind das in früher Kindheit gelernte Muster, vielleicht aus dem Elternhaus. Jemand, der immer konfliktscheu war, wird wahrscheinlich nie jemand, der Streit sucht, aber jeder Mensch ist fähig zu Auseinandersetzung und vielleicht kann dann ein Therapeut oder Coach helfen, diese in konstruktive Bahnen zu lenken.
Wie kommen Sie da raus, wie unterbrechen Sie den Zyklus?
Zunächst können Sie versuchen, kognitiv dagegen zu steuern. Das bedeutet, Sie erkennen Ihr Verhalten, Sie ertappen sich und Ihren Partner bei diesem Tanz, sprechen an, was Sie tatsächlich fühlen und verlassen sich ganz und gar auf die Beziehungsebene Ihres Konflikts.
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Sind Sie sehr festgefahren in einem solchen Zyklus, dann sollten Sie Unterstützung durch Paarberatung und Paartherapie suchen, vorzugsweise Emotionsfokussierte Paartherapie. Dort können Sie lernen, richtig zu streiten – und sich wieder zu versöhnen. Denn in einem sicheren Rahmen einer Beratung können Sie den Dingen auf den Grund gehen, die Ihre Verhaltensweisen erst steuern. Also warum Sie eher mit Angriff, eher mit Flucht oder mit Starre reagieren. Sie untersuchen, woher die Werkzeuge beziehungsweise Ihre Verhaltensweisen kommen, mit denen Sie sich vor Verletzungen schützen wollen.
Quelle:
- Susan Johnson: Praxis der Emotionsfokussierten Paartherapie
- Veronika Kallos-Lilly: Wir beide – Das Arbeitsbuch zur Emotionsfokussierten Paartherapie
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