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Das Wichtigste in einer Beziehung? Worauf kommt es in einer Beziehung wirklich an? Vertrauen, Sicherheit, Ehrlichkeit – alles, was eine stabile Verbindung ausmacht und wie jede Beziehung etwas tragfähiger und lebendiger werden kann

Was ist das Wichtigste in einer Beziehung?

In vielen Studien wurde abgefragt, was für Paare das Wichtigste in einer Beziehung wäre. Zusammengefasst ließe sich sagen: Optimismus, dass man auch in vielen Jahren gerne zusammen sein wird. Diese Zuversicht machen die Befragten an unterschiedlichen Faktoren fest – oder versuchen es, schließlich kann niemand in die Zukunft blicken.

  • Kommunikation
  • Ehrlichkeit und Vertrauen
  • Leidenschaft und Sex
  • Ähnlicher Humor
  • Gleiche Werte
  • Kompromissbereitschaft
  • Begeisterungsfähigkeit

Was macht aus therapeutischer Sicht Beziehungszufriedenheit aus?

Nach meiner Erfahrung mit Paaren in der Paartherapie sind alle oben gelisteten Dinge wichtig für eine gelingende Beziehung. Ich denke, alle lassen sich jedoch vor allem auf eine Sache zusammenfassen: Ist mein*e Partner*in für mich da, wenn ich ihn brauche? Also kann ich mich auf meinen Partner verlassen? Sieht mich mein Partner? Nimmt er mich wahr? Nach der Bindungstheorie von John Bowlby und der Emotionsfokussierten Paartherapie nach Dr. Sue Johnson ist das, was sichere Bindung ausmacht, dass die wichtigstes Bezugsperson / der Partner der sichere Hafen ist, von dem aus man die Welt entdecken möchte. Damit wird aufgenommen, was in der Psychologie einen der großen Konflikte jedes Menschen beschreibt: das Bedürfnis nach Nähe und Geborgenheit auf der einen Seite und der Wunsch nach Freiheit, Autonomie und Exploration auf der anderen Seite. Fritz Riemann beschrieb in den „4 Grundformen der Angst“ diesen Zwiespalt zwischen der Angst vor der Abhängigkeit und der Furcht vor der Trennung.

Füreinander erreichbar sein ist das Wichtigste

Eure Verbindung zu erleben und zu spüren, das ist unerlässlich für die Beziehungszufriedenheit. Sind Partner nicht länger erreichbar füreinander, dann beginnen sie sich zu entfremden. Das startet schleichend, führt jedoch irgendwann zu großen Konflikten: Affären werden gesucht und eingegangen, weil das Bedürfnis nach Nähe und Verbindung bei anderen Kontakten erfüllt wird. Oder die Partner leben nebeneinander her. Sie nehmen sich selbstverständlich und zeigen nicht mehr Aufmerksamkeit und Dankbarkeit. Dagegen steuern lässt sich mit Aufmerksamkeit, mit Achtsamkeit und Dankbarkeit füreinander.

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Der lebenslange Wunsch nach Aufmerksamkeit

Vor allem Menschen, die einen großen Wunsch nach Freiraum und Autonomie haben, tun das Bedürfnis nach ständig zugewandter Kommunikation und immer neuem Versichern der Zuneigung als ein Zeichen von Schwäche ab.

  • „Du brauchst ständig Beachtung!“
  • „Ich kann dir doch nicht ständig Aufmerksamkeit schenken!“
  • „Du musst eben warten, bis ich antworte!“

Was ihre Partner hören, auch wenn das so nie gesagt wurde:

  • „Du bist lästig!“
  • „Du störst!“
  • „Komm wieder, wenn ich Zeit für dich habe!“

Wichtig sind Freiraum und Selbstbestimmung

Auf der anderen Seite sind Menschen, die tatsächlich einen gewaltigen Wunsch nach Nähe und Geborgenheit benötigen und die in einer Beziehung vor allem Sicherheit suchen, weil sie einen sicheren Hafen benötigen, um von diesem aus die Welt außerhalb der Partnerschaft zu erkunden. Wenn die erleben, dass sie nicht wahrgenommen werden, dass sich befürchten müssen, ihre Sicherheit wird ihnen genommen, dann verspüren sie große Angst.

  • „Mein Partner verlässt mich!“
  • „Mein Partner lässt mich alleine!“
  • „Egal, wie laut ich rufe, mein Partner hört mich nicht!“

Was deren Partner jedoch hören:

  • „Du musst deine Freiheit aufgeben für mich!“
  • „Du musst immer für mich erreichbar sein!“
  • „Du darfst ohne mich nichts unternehmen!“

Alle benötigen Bindung UND nach Freiraum

Das Bedürfnis nach Nähe und Distanz, nach Sicherheit und Exploration, ist ein immerwährender Konflikt jedes Menschen. Wir wollen Nähe, aber wir benötigen auch Zeit für uns. Wir wollen verschmelzen miteinander, aber das auch nicht immer. Wie ausgeprägt dies ist, das steuert das Bindungsverhalten.

Weil diese Bedürfnisse der Partner nicht immer zeitgleich und dann deckungsgleich und in der gleichen Intensität erfolgen, weisen sich Menschen auch in ihren Beziehungen immer wieder zurück. Das führt zu Konflikten, weil die Partner eine Zurückweisung meist persönlich nehmen: „Würdest du mich lieben, dann würdest du mir meinen Wunsch nach Nähe erfüllen!“ prallt auf: „Würdest du mich lieben, dann würdest du mir meinen Wunsch nach Freiraum lassen!“

Der Wunsch nach Aufmerksamkeit ist uns angeboren

Das „Still Face Experiment“ zeigt, wie wir bereits als Babys alle Register ziehen können, um Aufmerksamkeit zu erhalten. In dem Video muss die Mutter zwei Minuten lang alle Bemühungen Ihres Kindes ausdruckslos ertragen und darf nicht darauf eingehen. Es ist gut zu erkennen, welche vielfältigen Methoden bereits Kleinkinder anzuwenden versuchen, wenn sie Sorge haben, allein gelassen zu werden.

Das Original Still Face Experiment:

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Das Still Face Experiment mit Smartphone:

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Es ist deutlich zu erkennen: sich allein zu fühlen in der Gegenwart der geliebten Person ist ganz und gar furchtbar und löst große Ängste aus.

Zu denken, daran würde sich ein Baby schon gewöhnen und damit könne sich ein Erwachsener doch abfinden, ist ein Trugschluss. Im Gegenteil können schwere Bindungsstörungen entstehen in der frühen Kindheit und im Erwachsenenalter sich frühe Prägungen festigen und verstärken. Das bedeutet: Kinder, die gelernt haben, dass sie Liebe nur bekommen, wenn sich um diese permanent sich bemühen, werden starke Verlustängste auch als Erwachsene zeigen. Kinder, die gelernt haben, dass sie sich besser auf sich selber verlassen, weil sie ja doch enttäuscht werden von anderen, die zeigen starke Bindungsangst.

Das Wichtigste in einer Beziehung: Achtet aufeinander, seid erreichbar füreinander!

Tiefenpsychologisch gibt es in jedem einen Anteil der Persönlichkeit, der zeitlos immer das „Baby“ bleibt. Unser Wunsch nach Verbindung und Sicherheit in einer Beziehung wird niemals ganz „erwachsen“. Deshalb legt das Smartphone öfter weg, weist einander nicht schroff zurück. Seid dankbar für Achtsamkeit und Aufmerksamkeit und seid liebevoll und fürsorglich, wenn ihr gerade die Wünsche eures Partners oder eurer Partnerin nach Nähe nicht erfüllen könnt. Habt Geduld, wenn der Wunsch nach Nähe auf den Wunsch nach Distanz trifft. In wenigen Minuten kann sich dies bereits geändert haben!

Quellen:

  • Fritz Riemann: Grundformen der Angst. Eine tiefenpsychologische Studie. Ernst Reinhardt Verlag, München, Basel 1975
  • Sue Johnson: Die Praxis der emotionsfokussierten Paartherapie. Junfermann, Paderborn 2009

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Eric Hegmann ist Paartherapeut und Autor. In seiner ARS Serie "Die Paartherapie" und im gleichnamigen NDR Podcast begleitet er echte Paare. Er ist Co-Gründer der Modern Love School .

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