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Sexualtherapie – der Begriff bereitet vielen Menschen eher wenig Lust. Sexualtherapie klingt nach sexuellen Funktionsstörungen, nach Störungen des Verlangens und Begehrens, der Erregung, der sexuellen Präferenzen und Geschlechtsidentitäten. So steht es auch im ICD 10, der Klassifikation psychischer Störungen. In den Bereichen F5, den Verhaltensauffälligkeiten mit körperlichen Störungen und Faktoren, sowie in F6, den Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen. Da möchte man sich und sein Anliegen eher nicht eingeordnet wissen. Kein Wunder, dass Paare sich mit Sexualtherapie häufig schwertun. Stattdessen greifen sie lieber erst einmal zu Pillen und Toys oder zu akrobatischen Stellungstipps aus dem Netz und Frauenzeitschriften. Dabei kommen sie jedoch häufig langfristig nicht zu ihrem Ziel und werden im Gegenteil sogar frustriert und resignieren im schlimmsten Fall, wenn sich ihre Hoffnungen nicht erfüllen.

Was ist Sexualtherapie?

Sexualtherapie behandelt Störungen des sexuellen Erlebens und des Sexualverhaltens. Solche Störungen können körperliche oder psychische Auslöser haben. So ist unerlässlich, bei sexuellen Problemen einen Blick darauf zu werfen, ob Beziehungsprobleme oder körperliche Gründe vorliegen. Oder frühkindliche Traumata, Erfahrungen in der Beziehungsbiografie, Werte- und Tabukonflikte oder auch Alkohol, Drogen oder Medikamente. Es ist beispielsweise bei Veränderungen im Verlangen und der Erregung angeraten, die Beipackzettel der einzunehmenden Arzneimittel zu überprüfen. Libido-Veränderungen sind bei Antidepressiva, bei Betablockern, der Pille, Rheuma- oder Schmerzmitteln häufige, unerwünschte Nebenwirkungen.

Was passiert in der Sexualtherapie?

Nachdem organische Gründe untersucht wurden, wird der Blick auf die Dynamik der Partner gelenkt. Wobei die Grenzen fließen sind, denn “die meisten sexuellen Funktionsstörungen werden maßgeblich verursacht durch internalisierten Leistungsdruck und draus resultierende Versagensangst”, sagt der klinische Sexualpsychologe Christoph Joseph Ahlers. Und weil Angst im Gehirn entsteht und das Gehirn ein Organ ist, ist nicht so klar: Ist die Störung psychisch oder organisch? Das bedeutet in der Folge, die Partner werden in der Sexualtherapie dabei unterstützt, die Gespräche zu führen, die sie bisher nicht führen konnten, aber dringend führen müssten. Denn nur dann können sie den möglicherweise tief verborgenen Ursachen auf den Grund kommen und Veränderungen verhandeln, um eine frustrierende und festgefahrene Situation zu verbessern.

  • Wer erlebt immer wieder Zurückweisungen und was lösen sie aus?
  • Kann verlorengegangene Erotik in einer Partnerschaft wieder aufleben?
  • Wie kann unterschiedliches Verlangen verhandelt und gelebt werden?
  • Können langjährige Partnerschaften aus einer sexuellen Lähmung finden?
  • Welche Bedeutungen haben sexuelle Fantasien und Wünsche der Partner?

In der Sexualtherapie liegt der Fokus meist, aber nicht immer, auf Spannungsfeldern: zwischen individueller und partnerschaftlicher Sexualität, zwischen erlaubten und tabuisierten Fantasien und Wünschen, zwischen früheren und heutigem sexuellen Erleben. Und hier gibt es unterschiedliche Ansätze, unterschiedliche Methoden und Schulen.

Die u.a. Methoden finden ohne Körperkontakt statt. Sexocorporel lenkt den Blick auf körperliches Erleben.

Was ist Systemische Sexualtherapie?

Systemische Paartherapie geht davon aus, dass sexuelle Störungen eine direkte Folge von Paarkonflikten sein können und direkte Auswirkungen auf die Paarbeziehung haben. Die Systemische Sexualtherapie nach Prof. Dr. Ulrich Clement stellt das “erotische Entwicklungspotential der beiden Partner, ihre unterschiedlichen sexuellen Profile und die sich daraus ergebende Paardynamik, in den Mittelpunkt.”

Was ist Emotionsfokussierte Sexualtherapie?

Die beziehungsdynamische Betrachtung der Emotionsfokussierten Paartherapie legt den Fokus auf die Forderung-Rückzugs-Dynamik und greift hier auf, was Dr. Sue Johnson in ihrer Emotionsfokussierten Paartherapie beschrieben hat: nur mit einer sicheren Verbindung, die Verlust- und Bindungsängste überwinden konnte, lassen sich Konflikte verhandeln und lösen.

Was ist Sexocorporel?

Das körperliche Erleben ist einer der Schwerpunkte von Sexocorporel, ein Konzept von Jean Yves Desjardins. Dieses Modell zur sexuellen Gesundheit ist trotz des wissenschaftlichen Anspruchs auch für Laien nachvollziehbar eröffnet eine umfassende, verständliche und körpernahe Sicht auf die eigene Sexualität. Zum Beispiel die sexuellen Reaktionen des Körpers wie Erregung, Erregungsreflex, -kurve und -modi, die häufig zu sexuellen Problemen führen.

Ist Sexualtherapie etwas für uns?

Musikerin Michell Gurevich beschreibt es in ihrem Song “First Six Months of Love” so:

Before the therapy sessions
We danced the night we met
Now we need dancing lessons

Fragen Sie sich: Wünschen Sie sich “Tanzstunden”? Können Sie sich vorstellen, dass die Tanzstunden Ihnen Freude bereiten wird? Dass Sie mit mehr Wissen und Übung und Können auch mehr Befriedigung und Verbindung erleben? Im Rahmen meiner Paarberatung und Paartherapie biete ich auch Sexualtherapie an.

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Quellen:

  • Ulrich Clement: Systemische Sexualtherapie, Klett-Cotta
  • Susan M. Johnson: Praxis der Emotionsfokussierten Paartherapie, Junfermann
  • Christoph Joseph Ahlers: Himmel auf Erden & Hölle im Kopf, Goldmann
  • David Schnarch: Intimität und Verlangen, Klett-Cotta

Eric Hegmann ist Paartherapeut, Single-Coach und Autor. Er hat über ein Dutzend Bücher zu Liebe, Partnerschaft und Partnersuche veröffentlicht. Er ist Co-Gründer der Modern Love School .

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