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Trennung Und Zurückweisung Haben Folgen Für Spätere Beziehungen

Trennung und Verlust belasten die Psyche. Unbehandelter Liebeskummer ist gefährlich und wird von vielen Betroffenen und auch von einigen TherapeutInnen häufig unterschätzt. Was Sie tun können, wenn es Sie trifft.

Oft werden die Folgen von Trennung, von Verlassen werden oder Verlust abgetan: „Das ist doch nur Liebeskummer! Der legt sich.“ Tatsächlich wird sich der wieder legen, ganz bestimmt. Aber die Frage ist: Was bleibt hängen? Wird die Betrogene sich jemals wieder auf eine Beziehung einlassen können? Oder ist das Urvertrauen zerstört? Wird der Zurückgewiesene den Schlag auf sein Selbstbewusstsein künftig durch übertriebene Selbstoptimierung kompensieren?

Unbehandelter Liebeskummer hat weitreichende Folgen

Nach international gängigen Kriterien kann Liebeskummer als Anpassungsstörung diagnostiziert werden, wenn dieses besondere Lebensereignis in den Wochen und Monaten danach zu folgenden Symptomen führt:

  • Identifizierbare psychosoziale Belastung, von einem nicht außergewöhnlichen oder nicht katastrophalen Ausmaß
  • Beginn der Symptome innerhalb eines Monats
  • Symptome und Verhaltensstörungen wie sie bei affektiven Störungen, neurotischen, Belastungs- und somatoformen Störungen und bei Störungen des Sozialverhaltens vorkommen
  • Die Kriterien einer einzelnen Störung werden aber nicht erfüllt

Was bedeuten diese Kriterien? Zunächst einmal, dass Liebeskummer kein Trauma darstellt. Eine Traumatisierung finde durch eine Trennung oder einen Verlust nicht statt, sagen die Klassifizierungskataloge ICD 10 und DSM 5. Krieg, Missbrauch, eine Naturkatastrophe, ein besonders schwerer Unfall, die Verkehrtheit von Psyche und/oder Körper. Insofern ist es nicht fachkundig, bei Liebeskummer von einer traumatischen Erfahrung zu sprechen. Dennoch tun dies zahlreiche Klientinnen, Patientinnen und Kolleginnen. Im englischsprachigen Raum scheint die Definition Trauma immer weniger eng gesehen. Gleichzeitig pochen andere Kolleginnen auf die Unterscheidung und eine Sensibilisierung im Umgang mit Sprache, die schließlich auch Diagnose sein und somit zu Diskriminierung und Vorverurteilung führen kann. Dr. Julie Schwartz-Gottman geht soweit zu behaupten, dass die Mehrheit betrogener Partner eine Posttraumatische Belastungsstörung entwickelt.

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Trennung verarbeiten
Sie sind auf einem guten Weg
Sie gehören zu den Menschen mit einem sicheres Bindungsverhalten. Sie zeichnet aus, dass Sie verzeihen können und nicht lange niedergeschlagen sind. Liebeskummer belastet Sie auch, aber Sie lassen sich von ihm nicht dauerhaft herunterziehen. Sie sind überzeugt, dass Menschen mehrmals im Leben lieben und Beziehungsglück erfahren können. Sie kommen grundsätzlich mit Menschen recht gut aus und haben auch keine Probleme in Kontakt zu kommen. Sie sind neugierig auf andere, können aber genauso auch mit sich alleine sein.
Sie lassen niemanden an sich heran, um nicht verletzt zu werden
Sie sind ein vermeidender Bindungstyp, das bedeutet, Ihre Überzeugung lautet: Meine Selbstkontrolle und meine Autonomie sind meine nächsten Güter. Sie mögen es, wenn sich andere Menschen um Sie bemühen und Ihnen Komplimente machen. Gleichzeitig finden Sie es aber jämmerlich, wenn sich jemand um Zuneigung zu sehr bemüht. In Beziehungen kommt bei Ihnen häufig recht schnell der Punkt, an dem Ihnen Nähe unangenehm wird. Dann fallen Ihnen auch die vielen Fehler auf, die den Kandidaten letztlich auch disqualifizieren. Ihren Liebeskummer machen Sie mit sich aus. Sie suchen nicht, Sie lassen sich finden. Und der nächste Kandidat bemüht sich auch bereits um Sie.
Sie fühlen sich angezogen von Personen, die Ihnen (wahrscheinlich) nicht guttun
Zurückblickend schwanken Sie zwischen: "Ich gerate immer an die Falschen!" und "Ich habe es verbockt, warum kann er / sie mir nicht noch eine Chance geben?" Sie möchten den Kontakt nicht abbrechen und vielleicht wollen sie ihn / sie sogar zurück. Ihnen gehen Tausend Dinge durch den Kopf, wie Sie ihn / sie überzeugen könnten, es nochmals zu versuchen. Sie fühlen sich entsetzlich ungeliebt und fragen sich, ob Sie jemals wieder vertrauen können.

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Trennung ist vielleicht kein Trauma, aber ganz sicher fürs (Liebes)leben prägend

Schutzstrategien sind auch Ressourcen: Menschen lernen von schmerzhaften Erfahrungen. Sie schützen sich künftig davor, sich erneut in eine ähnliche Situation zu bringen. Manchmal meiden sie sogar alles, was sie auch nur an die Verletzung erinnern könnte. Solche Vermeidungsstrategien sind typisch für Opfer von Traumata. Ebenso wie das erneute Erleben und Fühlen der schmerzhaften Situation in Flashbacks und Albträumen. „Persönlichkeitsstörungen sind Beziehungsstörungen“, schreibt Rainer Sachse in seinen Standardwerken über die therapeutische Behandlung von Menschen, die solche Schutzstrategien so nachhaltig in ihre Persönlichkeit integriert haben, dass ihnen dieser Vorgang nicht mehr bewusst ist. Sie erleben die anderen als „falsch“, ihre Verhaltensweisen aber zu sich gehörig, stimmig, also ich-synton. Das vernachlässigte Kind, das lernte, laut und auffällig zu sein, um wahrgenommen zu werden (histrionische Persönlichkeit) oder jenes, das schlussfolgerte, Nähe zu anderen Menschen würde grundsätzlich zu Verletzungen führen und lieber sich zurückzieht und Phantasiewelten erkundet (schizoide Persönlichkeit).

Allen Persönlichkeitsstörungen und Persönlichkeitsakzentuierungen ist gemeinsam, dass die Betroffenen im sozialen Miteinander, also in ihren Bindungen, mit ihren Schutzstrategien außerhalb der „Norm“ agieren. Nicht alle Bindungsstörungen entsprechen Persönlichkeitsstörungen. Aber alle Persönlichkeitsstörungen zeichnen sich durch Bindungsstörungen aus. Und genau wie im therapeutischen Umgang mit Persönlichkeitsstörungen immer stärker die „positiven Ressourcen“ betrachtet werden, so ist wichtig nach einer Trennung den Blick auf jene Verhaltensweisen zu lenken, die es zu überdenken gilt, weil sie die Betroffenen langfristig zu gründlich schützen und ihnen letztlich schaden.

Eine Trennung lässt sich am besten vermeiden, wenn keine Beziehung mehr eingegangen wird. Oder wenn der oder die Partnerin umklammert wird. Beide Strategien sind mittel- und langfristig nicht sinnvoll. Deshalb ist eine therapeutische Aufarbeitung einer Trennung häufig anzuraten. In der Modern Love School haben wir einen Onlinekurs entwickelt, der beispielsweise mit verhaltenstherapeutischen Werkzeugen Hilfe zur Selbsthilfe anbietet. Wer lieber eine persönliche therapeutische Begleitung nach einer Trennung wünscht, kann hier einen Termin in der Praxis buchen.

Nach der Trennung: Arbeit mit Emotionen

Emotionen sind unsere interne Warnanlage. Emotionen sagen uns etwas, sie drücken Bedürfnisse aus, die erfüllt werden könnten. Verspürst du Angst, möchtest du dich entweder zurückziehen und entkommen – oder angreifen, um dich zu beschützen. Bist du überrascht, hälst du kurz inne, um dich zu orientieren. Verspürst du Ekel, musst du vielleicht sogar würgen, denn dein Wunsch nach Abstand und Ablehnung manifestiert sich körperlich oft in Erbrechen.

Ich beschreibe Emotionen gerne wenig wissenschaftlich, aber dafür – hoffentlich verständlich – als unsere interne Warnanlage, weshalb es auch deutlich mehr negative Emotionen gibt, als positive, weil diese uns vor etwas warnen wollen und sollen. Nun wird diese Anlage kalibriert durch die schmerzhaften Erfahrungen, die wir machen und gemacht haben und die wir dann in Zukunft vermeiden wollen. Das führt dazu, dass die Alarmanlage sehr laut schrillt, wenn die Erfahrung sehr schmerzhaft war. Was eine scharf eingestellte Warnanlage nicht unterscheiden kann ist also, ob nun – um im Bild zu bleiben – ein kleines Tier oder eine ganze Räuberbande über die Wiese laufen. Das heißt, sie schrillt so laut, wie sie nun einmal eingestellt wurde. Dein Körper bereitet sich dann vor auf maximale Verteidigung oder größtmöglichen Gegenangriff. Um vielleicht festzustellen, dass nur ein Eichhörnchen im Garten war.

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Trennungen sorgen für Schutzstrategien

Schutzstrategien setzen wir ein, wenn unsere Alarmanlage schrillt. Häufig schon vorher, um der Sirene ganz zu entgehen. Dabei wäre eine Versöhnung mit der Alarmanlage eine gute Idee. Denn täglich macht sie einen ganz hervorragenden Job. Sie rettet uns, salopp formulieren, permanent den Arsch. Es wäre ziemlich schräg, würden wir sie dafür nicht wertschätzen, sondern nur sie verdammen, wenn sie mal einen – vermeintlichen – Fehlalarm auslöst.

Am Ende ist es nämlich unser Job zu prüfen, welche Maßnahme denn nun geeignet und auch angemessen wäre. Also: „Danke, liebe Alarmanlage, das Gefühl von Angst ist wirklich heftig. Ich schaue mal nach, woher das kommt. Und entscheide dann, was ich als nächstes mache.“ Schutzstrategien sind nur eine Auswahl aus dem Repertoire an Möglichkeiten, auf Alarm zu reagieren. Sie werden häufig gewählt, weil man sie sich an sie gewöhnt hat, nicht weil sie nach einer Abwägung tatsächlich die beste der möglichen Reaktionen auf die Bedrohung wäre.

In der Liebe gibt es keine Sicherheit

Liebe wird immer verletzen. Jede Beziehung ist der tägliche Widerspruch zwischen dem Bedürfnis nach Nähe und Verschmelzung und dem Wunsch nach Autonomie, Distanz und Esploration. Partner müssen permanent verhandeln und es wird nicht ausbleiben, dass sie dabei einander Schmerzen zufügen. Das wissen sichere Bindungstypen. Und sie wissen, dass sie von diesen Verletzungen heilen werden. Dass sich sich nicht übermäßig zu schützen brauchen, weil sie stark genug sind, zu wachsen und zu heilen. Sie suchen Sicherheit nicht im Anderen, sie plagen sich nicht mit dem Problem, nach Enttäuschungen niemals wieder vertrauen zu können. Deshalb quälen sich nicht mit dem Gefühl, sie seien nicht gut und liebenswürdig genug. Sie vertrauen sich selbst – und deshalb können sie anderen einen Vertrauensvorschuss einräumen. Letztlich ist das, was jeder nach einer Trennung für sein künftiges Leben verdient hat.

Quellen:

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Eric Hegmann: Paartherapeut, Paarberater, Single-Coach, Autor

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    Eric Hegmann ist Paartherapeut und Autor. In seiner ARS Serie "Die Paartherapie" und im gleichnamigen NDR Podcast begleitet er echte Paare. Er ist Co-Gründer der Modern Love School .

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