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Selbstliebe Und Partnerschaft: Wenn Du Dich Nicht Selbst Lieben Kannst, Wie Kannst Du Erwarten, Dass Jemand Anders Dich Lieben Könnte?

Selbstliebe und Partnerschaft: Wenn du dich nicht selbst lieben kannst, wie kannst du erwarten, dass jemand anders dich lieben könnte?

Selbstliebe bedeutet nicht Egoismus

Selbstliebe kann auch bedeuten, mit sich selbst gut befreundet zu sein und die eigenen Ecken und Kanten anzunehmen. Selbstliebe ist die Grundlage von Resilienz, Ihre Widerstandsfähigkeit, Ihr Immunsystem Ihrer Seele.

Sie kennen diesen Spruch? Es ist ja auch nur logisch: Wer sich selbst für *____* (setzen Sie ein, was Sie mögen: nicht gut genug, unattraktiv, dumm, minderwertig …) hält, wird niemanden ernst nehmen können, der sagt: Du bist der/die Tollste! Denn wie kann jemand das Offensichtliche nicht erkennen, dass man *____* ist – außer er ist selbst *____*.

Sich selbst lieben, sein Selbst lieben, mit sich im Reinen sein … Wie Sie es auch ausdrücken: es geht um Ihren Selbstwert. Ist er zu hoch, nehmen Sie sich zu wichtig, ist er zu niedrig, verstecken Sie sich entweder, machen sich klein, bemühen sich permanent oder kompensieren mit narzisstischem Verhalten. (Warum eine narzisstische Persönlichkeitsstörung eben gerade nicht bedeutet, von sich über alle Massen überzeugt zu sein, sondern dies nur vorgibt gerade aus Mangel an Selbstwert, können Sie hier nachlesen: Narzissmus: Narzissten erkennen.

Woran erkennen Sie an Ihrem Partner einen verletzten Selbstwert?

Das für eine Partnerschaft besonders schwierige Verhalten ist die Reizbarkeit eines Partners mit niedrigem Selbstwert. Nicht alle, aber doch sehr viele Menschen, die sich selbst nicht lieben können, geraten schnell an ihre Grenzen und sind rasch verärgert. Ganz eindeutig ist das bei einem Partner mit narzisstischem Verhalten oder narzisstischen Anteilen: Wollen Sie dem Grenzen setzen, wird sein sowieso schon niedriger Selbstwert nochmals erniedrigt. Seine Schutzstrategie wird sein, im Gegenzug sich zu erhöhen, indem er Sie herabsetzt. Dies kann mit Wutausbrüchen ebenso geschehen wie durch anhaltendes Trotzverhalten, Schweigen, Mauern und Abtauchen. Menschen mit wenig Selbstliebe sind rasch beleidigt, lange nachtragend und nicht selten auf Rache aus. Sie bestehen auf Entschuldigungen, sogar wenn es dafür nach objektiven Kriterien keinen Anlass gibt. Der Selbstwert ist die Basis unseres Bindungssystems und unseres Bindungsverhaltens. Ein niedriger oder verletzter Selbstwert führt oft zu Schutzstrategien, die sich als Bindungsangst und Verlustangst zeigen.

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Was Menschen erleben und beklagen, die wenig Selbstliebe besitzen:

  • Nicht die Priorität des Partners zu sein
  • Sich unfair behandelt fühlen
  • Kritik, womöglich beleidigend oder beschämend
  • Sich überflüssig fühlen
  • Sich übergangen fühlen
  • Ungerechtigkeit gegenüber anderen erleben
  • Wenig Verständnis und Empathie für andere Verhaltensweisen
  • Sich missverstanden fühlen
  • Sachliche Kritik persönlich nehmen
  • Stress, Krankheit
  • Alles ist gerade zu viel
  • Angst vor Veränderung
  • Zahlreiche individuelle Stress- und Panik-Trigger

Ein niedriger Selbstwert führt zu einem ständigen Ausnahmezustand

Wer sich immerzu bedroht, ungerecht behandelt und unsicher fühlt, entwickelt sensible Antennen für die Stimmungen seiner Umwelt. Allerdings werden die meist auf sich selbst bezogen. Hat der Partner schlechte Laune, ist der erste Gedanke: „Das liegt an mir!“ Weil das ganz klar den Selbstwert angreift, wird ein Notfallprogramm gestartet. Das ist besonders häufig Verärgerung. Ärger ist das Gefühl, bevor man in einen Kampf zieht. Man spricht vom F3-System (Fight, Flight, Freeze), also die Entscheidung zwischen Flucht und Angriff und das kurze Erstarren, wenn die Panik einkickt. Das geschieht gleichzeitig, weil dafür unser Verstand nicht benötigt wird, es ist ein instinktives Verhalten, gesteuert von unserem prähistorischen, evolutionären Erbe.

Wer sich ärgert, denkt, er sei das Opfer anderer Einflüsse. Wer sich ärgert, versteht nicht, dass Ärger eine Entscheidung ist, die sich bewusst steuern lässt. Ein aufbrausender Partner fühlt sich im ersten Moment völlig im Recht, so zu reagieren, wie er reagiert, weil er dies als Folge einer Veränderung erlebt, also etwas, das auf ihn einwirkt.

Hat Ihr Partner – vielleicht unbewusst – Bindungsangst?

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Wie eindeutig sind seine Signale?

Sein Wunsch nach Autonomie

Er hält Distanz

Sein Umgang mit Ihren Schwächen

Beharren auf seinen Grenzen

Seine Vorstellung von Beziehung

Seine Wünsche und seine Regeln

Hält sich seine Absichten offen

Hat Ihr Partner – vielleicht unbewusst – Bindungsangst?
Ihr Partner leidet ziemlich sicher nicht unter Bindungsangst
Es ist sehr unwahrscheinlich, dass Ihr Partner unter Bindungsangst leidet, wenn er sich so verhält, wie Sie ausgewählt haben.
Ihr Partner leidet möglicherweise unter Bindungsangst
Nach Ihren Angaben lässt sich nicht genau sagen, ob Ihr Partner unter Bindungsangst leidet. Eine Tendenz besteht, doch sie ist nicht besonders stark ausgeprägt. Sie ist allerdings erkennbar.
Ihr Partner leidet mit großer Wahrscheinlichkeit unter Bindungsangst
Ihr Schwarm oder neuer Kontakt oder Partner ist mit großer Wahrscheinlichkeit ein vermeidender Beziehungstyp. Das bedeutet, dass er stark von Bindungsangst geprägt ist. Auch er wünscht sich Liebe und Bindung – jedoch schränkt seinen Wunsch nach Nähe immer der Drang nach Autonomie und Selbstverantwortung ein. Auf keinen Fall möchte er sich aufgeben in einem Wir einer Beziehung, sondern sein Ich bewahren. Dieses Ich ist geprägt von einem verletzten Selbstwert, deshalb fällt es ihm so schwer, weitere Verletzungen zuzulassen. Da Nähe verletzbar macht, wählt er die Distanz als Schutzstrategie. In extremen Ausprägungen können vermeidende Bindungstypen keine Kritik zulassen oder sich Grenzen setzen lassen, ohne mit einer Vielzahl von Gegenangriffsstrategien jegliche weitere Verletzung des Ichs zu verhindern. Wenn Sie immer wieder Beziehungen mit Partnern mit Bindungsangst eingehen wollen, dann besteht die große Möglichkeit, dass Sie ein ängstlicher Bindungstyp sind, der von Verlustangst geprägt ist. Denn zwei vermeidende Typen finden selten eine gemeinsame Basis für eine Partnerschaft. Wohingegen sich vermeidende und ängstliche Typen gegenseitig ergänzen und anziehen. Möglicherweise möchten Sie sich mit Ihrem Bindungssystem einmal näher beschäftigen, um aus einem schmerzhaften Muster auszubrechen.

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Was Sie beim Umgang mit einem verärgerten Partner beachten sollten

Drücken Sie aus, dass Sie verstehen, was er empfindet, dann nehmen Sie dem Feuer, das seinen Ärger entfacht, den Sauerstoff. Er ist nicht mehr das Opfer. Im nächsten Schritt, für den Sie sich aber Zeit lassen sollten, bis der Ärger verraucht ist (Männer bauen Stresshormone statistisch übrigens langsamer ab als Frauen) können Sie klarstellen, dass zwar sein Ärger okay ist, nicht jedoch aggressives oder bedrohliches Verhalten.

Rechnen Sie nicht damit, dass damit umgehend aus einem brüllenden Löwen eine Schmusekatze wird, es dauert etwas, bis der Unterschied zwischen Emotion und Verhalten verstanden und damit Ärger steuerbar wird.

Sie selbst sollen und können auch keinen Therapeuten ersetzen, wenn Sie es mit einem echten Problemfall zu tun haben. Der benötigt dann wirklich eine therapeutische Begleitung, um seine negativen Glaubenssätze zu überwinden. Zu Ihrem eigenen Schutz dürfen Sie Ihre Einflussmöglichkeiten nicht überschätzen. Die Gefahr, dass Sie sonst in eine emotionale Abhängigkeit geraten, ist gewaltig.

Selbstliebe und Selbstwert: Und was ist mit Ihnen?

Wenn Sie mit einem Partner zusammen sind, der Sie schlecht behandelt, weil er sich selbst nicht lieben kann, ist sehr wahrscheinlich, dass Ihr Selbstwert entweder bereits ebenfalls niedrig ist oder auf Dauer verletzt werden wird. Dagegen steuern können Sie mit einer einfachen Übung – jedoch müssen Sie unbedingt aufpassen, sich selbst und Ihre Bedürfnisse dabei nicht zu vernachlässigen.

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Wann waren Sie sich das letzte Mal selbst dankbar?

Das Stärken von Selbstliebe und Dankbarkeit ist ein großartiges Werkzeug, eine Beziehung positiver und optimistischer zu erleben. Für Ärger haben wir dann gar keine Gedanken mehr übrig. Deshalb ist es folgerichtig, sich auch einmal selbst dankbar zu sein. Es kann heilsam sein, sich selbst zu loben, für getroffene Entscheidungen, für den bisherigen Weg, der Sie schließlich dahin gebracht hat, wo Sie jetzt sind.

Ich bin mir dankbar dafür,

  • dass ich nicht beim ersten Streit aufgegeben habe und an meiner Beziehung festgehalten habe.
  • auf eine Provokation ruhig und freundlich reagiert zu haben.
  • dass ich der Versuchung auf der Firmenfeier widerstanden habe, mit der Kollegin oder dem Kollegen heftig zu flirten.
  • meinem Partner gesagt zu haben, wo meine Grenzen sind.
  • mich um mich und meine Gesundheit zu kümmern.

Dankbarkeit und Anerkennung sind Sie auch sich selbst schuldig

All diese Gedanken werden Ihren Selbstwert erhöhen. Denn wenn Sie sich selbst dankbar sind, dann schenkt Ihnen die Person Anerkennung, mit der Sie am meisten kommunizieren. Da kann es nur gut sein, diese Selbstgespräche auf eine positive, wertschätzende Basis zu stelle. Viel zu oft denken wir nämlich: „Das hätte ich besser oder anders machen sollen.“

Der härteste Kritiker ist man meist selbst. Mir selbst sage ich heftig die Meinung – und stärke damit meine Selbstzweifel und werte mich vor mir selbst ab. Negativere Gedanken kann man kaum haben.

Der wichtigste Rat für Betroffene

Möglicherweise sind Sie etwas verwundert, wohin diese Textreise Sie geführt hat. Eigentlich wollten Sie doch etwas lesen über den Partner, der sich selbst nicht liebt und wie Sie mit dem umgehen können – und nun enden Sie bei einer Übung für Ihren eigenen Selbstwert. Das ist kein Zufall. Denn der Selbstwert der Partner in einer Beziehung ist miteinander verbunden. Ist der Ihres Partners niedrig, ist Ihrer ziemlich sicher ebenfalls verletzt worden. Und sei es während Ihrer Beziehung.

Wenn Sie einen Partner lieben, der sich selbst nicht lieben kann …

… dann stärken Sie Ihren eigenen Selbstwert und Ihre Selbstliebe. Das ist der wichtigste Rat.

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Eric Hegmann ist Paartherapeut mit Praxis in Hamburg. In seiner ARD Serie "Die Paartherapie" und im gleichnamigen NDR Podcast begleitet er echte Paare. Er ist Co-Gründer der Modern Love School .

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