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Verfasste Forenbeiträge

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  • als Antwort auf: Hat er Bindungsangst? #61203
    Eric Hegmann
    Administrator

    Hallo Anonym,
    danke für die Schilderung. Ich bedaure, dass Sie eine solch schmerzhafte Situation erlebten. Eine Zurückweisung zu erhalten, ist immer eine Verletzung und die meisten Menschen fühlen sich in diesem Moment sehr hilflos.

    Ihre Frage, ob Sie ihm Freiraum geben sollen, möchte ich nicht für Sie entscheiden, das dürfen Sie tun. Vielmehr möchte ich Sie dabei unterstützen zu prüfen, ob das Ihre Bedürfnisse erfüllen würde .

    Wenn ich Ihre Schilderung richtig verstanden habe, hat sich Ihr Kontakt zurück gezogen und erklärt, dass er keine Gefühle entwickelt hat.
    Das ist sehr schmerzhaft und verletzend, gerade wenn man selbst verliebt ist. Aber nun kann man niemanden verliebt machen. 

    Ich kann sehr gut verstehen, dass Sie sein Verhalten widersprüchlich und verletzend erleben und Erklärungen suchen. Gleichzeitig ist er jetzt ja sehr eindeutig in dem, was er für sich wünscht und was nicht.

    Sie fragen, ob Sie ihm zu sehr auf die Pelle gerückt sind und er nicht mehr will, weil er Bindungsangst hast? 

    Es ist nur zunächst eine gute Idee, eine solche Lösung zu wünschen. Doch was verändert diese Pathologisierung an seiner Haltung? Leider nichts. Was das verändern kann, ist vielleicht Ihr Schmerz, weil Sie sich dann nicht mehr schuldig daran fühlen, dass Sie Schuld tragen an seiner Entscheidung keine Beziehung eingehen zu wollen. Und das ist sehr verständlich und auch kurzfristig vielleicht hilfreich, damit Sie zur Ruhe kommen können und sich nicht im Gedankenkarussell drehen müssen, was Sie hätten anders oder besser oder “richtig” machen müssen.

    Doch auch ohne diese Pathologisierung haben Sie nichts “falsch” gemacht. Sie sind Ihren Gefühlen gefolgt und haben gehandelt, wie Sie es in diesem Moment für sinnvoll hielten. Sie waren mutig und haben sich eingelassen auf eine Verbindung – und mussten nun leider eine Enttäuschung erleben. Und das ist ungerecht. Und ich möchte Ihnen wünschen, dass Sie sich nicht frustrieren entmutigen lassen.

    Und genau deshalb möchte ich Ihnen ans Herz legen, nach der Trauerphase um diese schönen Erfahrungen, die Sie machen konnten, wieder Ihren Selbstwert zu heilen und die Kontrolle zurückzuholen.

    Wenn Sie beispielsweise nun, was viele in Ihrer Situation tun, sich zurückziehen, alleine warten und hoffen und Indizien sammeln, warum er vielleicht doch noch sich anders entscheiden könnte, um dann, wenn er vermeintlich sicherer geworden ist, ihn erneut zu kontaktieren. Sie haben das noch nicht getan und ich möchte Sie fragen: “Was hindert Sie daran, das zu tun, wenn Sie das tun möchten?”

    Von anderen Klient:innen höre ich auf diese Frage häufig: “Weil ich Angst habe, dass er es einfach alles nur verdrängen will und weil er aus Prinzip keine Beziehung mehr eingehen will, weil er selbst so umgeht wieder verletzt zu werden.”

    Also eine Erklärung für seine Bindungsangst, die Sie aber nicht für ihn heilen können. Das müsste er selbst wollen.

    Hinzu kommt, dass Sie ja, selbst eine weitere Verletzung verhindern wollen durch ihn, denn Sie fürchten (vermutlich zurecht, muss ich Ihnen aus meiner Erfahrung sagen), ein solcher Rückzug würde ihn nicht umstimmen. Sie wissen das auch, Sie haben ihn ja kennen gelernt und können das vermutlich auch einschätzen. 

    Machen Sie sich bewusst bitte: Egal, was Sie tun, auf ihn haben Sie keinen Einfluss. Aber darauf, wie es Ihnen besser gehen könnte.

    Gibt es etwas, das Ihnen einfällt, was Sie tun könnten, um nicht von seinen Entscheidungen abhängig zu sein? Denn das ist ja eine sehr hilflose Position, wenn Sie darauf warten müssen, dass er Sie glücklich macht? Wie wäre es, wenn Sie die Kontrolle übernehmen? Gäbe es etwas, was Sie dafür benötigen oder noch brauchen?

    Wie könnten Sie denn die Kontrolle übernehmen? Indem Sie für sich entscheiden, was sich dauerhaft gut anfühlt für Sie. Im Moment hoffen Sie darauf, dass er diese Entscheidung für Sie trifft. Gleichzeitig sind Sie sicher, er trifft diese Entscheidung nicht. 

    Sie befinden Sie sich in einer sehr schmerzhaften Situation. Sie würden diesen Schmerz gerne loswerden und heilen. Kontrolle übernehmen würde bedeuten, Sie beschließen kleine Schritte, die Ihren Schmerz lindern können. Sie könnten mit Freund:innen etwas übernehmen. Sie könnten Dinge tun, die Sie schon lange angehen wollten. Sie könnten ganz neue Erfahrungen machen, indem Sie etwas tun, was Sie noch nie getan haben. Gab es früher ähnliche Situationen in Ihrem Leben? Was haben Sie da gemacht, was Ihnen geholfen hat? Könnten Sie das wieder probieren?

    Um aus Ihrer Emotion der Trauer und des Verlustes herauszukommen, möchte ich Ihnen ans Herz legen, in die Aktion zu kommen. Verlassen Sie die Warteposition.

    Wie geht es Ihnen mit diesem Gedanken?

    als Antwort auf: Video: Intervention: Emotionale Agilität #59484
    Eric Hegmann
    Administrator

    Danke für Ihre Erfahrung. Vielleicht wäre interessant, diese oder eine ähnliche Übung mit therapeutischer Anleitung durchzuführen, noch einen Schritt weiter gehen zu können, als Sie das alleine getan haben. Mir kam sofort die Idee, mit einem traumtherapeutischen Werkzeug diese Erinnerung und die Emotionen dabei zu betrachten, weil Sie Ihre schmerzhafte Bashing Erfahrung als reale Bedrohung erlebt haben. Im therapeutischen Blick sind traumatische Bedrohungen potentiell körperlich und existentiell gefährdend: Krieg, körperliche Bedrohung mit Waffen, Naturkatastrophen und andere. Das Nervensystem unterscheidet allerdings nicht so und hier können beispielsweise Traumatherapie wie EMDR oder Emotionsfokussierte Individaultherapie (und viele andere Methoden) eine Linderung unterstützen.

    als Antwort auf: Video: Intervention: Initiator und Interviewer #59071
    Eric Hegmann
    Administrator

    Auf Wunsch habe ich die einige wichtige Fragen für den Interviewer als eigenes Handout zur Verfügung gestellt. Es ist unterhalb des Videos zum Download verlinkt.

    Wegen zahlreicher Bitten werde ich zur Intervention Initiator & Interview in Zukunft weiteres Material produzieren, dass Sie hier finden können. Ich wünsche ganz viel Freude und Erkenntnisgewinn und Wachstum persönlich und als Paar durch diese wunderbare Übung.

    als Antwort auf: Video: Bearbeiten einer Affäre nach Esther Perel #58973
    Eric Hegmann
    Administrator

    Esther Perel über Untreue (aus einer Fortbildung von Esther Perel, übersetzt durch GPT)

    Untreue gibt es, seit die Ehe erfunden wurde. Sie besitzt eine Beharrlichkeit, die die Ehe nur beneiden kann. Es ist ein oft zentrales Thema in allen Formen der Fiktion, für das die Öffentlichkeit ein unersättliches Verlangen hat, hauptsächlich im Rahmen einer Liebesgeschichte. Doch im echten Leben ist es äußerst schmerzhaft, besonders für diejenigen, die betroffen sind. Das Wort “Liebe” wird in unserer klinischen Arbeit selten mit Untreue in Verbindung gebracht. In den letzten 15 Jahren hat sich die Erzählung von Untreue von den existenziellen Dilemmata von Liebe, Verlangen, Lust und Bindung in ein Erlebnis von Bindungsverletzung und Trauma verwandelt. Dies hängt mit unseren Erwartungen in festen Beziehungen zusammen, insbesondere in den meisten westlichen Kulturen, die im Mittelpunkt dieser Präsentation stehen. Unsere Klienten kommen also heute mit dieser modernen vorgefassten Meinung über Untreue zu uns.

    Untreue tritt auf, wenn die Beziehung schiefgelaufen ist. Daher neigen wir dazu, uns darauf zu konzentrieren, was in der Beziehung fehlte und wie sich die Affäre auswirkte. Wir betrachten selten die Bedeutungen und Motive oder erforschen die Affäre selbst.
    Männer betrügen aus Langeweile und Angst vor Intimität. Frauen aus Einsamkeit und Verlangen nach Intimität. Dies kann stark vereinfachend und nicht unbedingt zutreffend sein.

    Derjenige, der fremdgeht, wird oft als egoistisch und unreif betrachtet, während der treue Partner als der verpflichtete gilt. In Wirklichkeit ist das Opfer der Affäre nicht immer das Opfer der Ehe. Wer kann schon sagen, dass derjenige, der körperliche Nähe suchte, ein größeres Problem hat als derjenige, der sie verweigerte? Vielleicht haben sie verweigert, weil der andere in anderer Weise abwesend war. Daher geraten wir in die Beziehungsschleife, wie sie sich im Laufe der Zeit voneinander entfernen. Verrat gibt es in vielen Formen, und wir sollten vorsichtig sein, eine Hierarchie des Verrats zu erstellen.
    Affären können stark pathologisiert werden. Therapeuten sollten Affären als Fenster zum menschlichen Herzen betrachten. Esther stellt die Frage: „Was zieht Menschen außerhalb der Grenzen an, die sie so mühsam aufgestellt haben?“

    Fragen zum Nachdenken

    Was suchten die betrügenden Partner, um alles zu riskieren, wofür sie so hart gearbeitet hatten?
    Warum tut sexueller Verrat so weh?
    Welches sind die besonderen Schmerzpunkte für diese Person bei dem Verrat? Dies ist sehr individuell: Ist es die Person, mit der es passiert ist, oder der Zeitpunkt in unserem Leben, zu dem es geschah?
    Sind Affären immer egoistisch oder manchmal verständlich, sogar akzeptabel oder sogar eine mutige Handlung? Manchmal benötigt ein marodes System einen Verrat, um aufgerüttelt zu werden oder um die Aufmerksamkeit des Partners zu erhalten. Vielleicht gab es zuvor vergebliche Versuche, Probleme anzusprechen.
    Was können wir aus der Aufregung von Untreue ziehen, um unsere Beziehung zu beleben?
    Muss das Geheimnis immer enthüllt werden? Wir glauben oft, dass das Teilen von allem der Hauptweg zur Intimität und zum Wiederaufbau von Vertrauen ist. Gilt das für jeden oder gibt es Situationen, in denen wir vielleicht vorsichtiger statt ideologisch sein sollten?
    Hat Leidenschaft eine begrenzte Haltbarkeit?
    Helfen wir Menschen, Treue zu definieren, anstatt Untreue?
    Können wir mehr als eine Person gleichzeitig lieben?

    als Antwort auf: Video: Intervention: Initiator und Interviewer #58972
    Eric Hegmann
    Administrator

    Initiator & Interviewer – Übung nach einer Affäre

    Wenige Situationen sind für ein Paar so schmerzhaft und für einen Paartherapeuten so schwierig zu bearbeiten wie das Erlebnis des Fremdgehens.

    Die grundlegenden Fragen, mit denen die Paare sich auseinander setzen müssen:

    Was ist Vertrauen?
    Kann es wiederhergestellt werden?
    Wenn ja, wie wird es wiederhergestellt?
    Wer bestimmt, was Vertrauen ist, und wie geschieht all das?

    In meiner Arbeit mit Paaren zu diesem Thema habe ich mehrere spezifische Herausforderungen beobachtet, die typischerweise auftreten.

    Stufe 1: Den Konflikt stabilisieren

    Für viele Partner ist Betrug wahrscheinlich eine der schlimmsten Erfahrungen, die sie machen. Es ist demütigend. Oft hat der betrogene Partner viel Wut. Es ist nicht ungewöhnlich, dass sie Symptome einer posttraumatischen Belastungsstörung haben, einschließlich Albträumen, obsessivem Nachdenken und unerwarteten Trauermomenten. Das alles ist verständlich und vorhersehbar.

    Es ist daher äußerst wichtig, den Konflikt zu stabilisieren. Ich habe es als nützlich empfunden, wenn Paare eine Vereinbarung treffen, die definiert, welches Verhalten in Konfliktsituationen akzeptabel und welches inakzeptabel ist, und einige der konfliktreichsten Themen für unsere gemeinsame Zeit in der Praxis aufzusparen und nicht zuhause zu besprechen.

    Es kann oft mehrere Sitzungen dauern, um eine solche Übereinkunft zu erreichen.

    Stufe 2: Die Rollen des Initiators und des Interviewers überprüfen

    Hier beginnt die tiefere Arbeit. Wir können die Intervention Initiator und Interviewer nutzen und dabei den Blick auf die beiden Fragen werfen, die Esther Perel in ihrer Arbeit nach einer Affäre betont: “Was hat es dir bedeutet?” (An den Partner mit der Affäre gerichtet) und “Was hat es mit dir gemacht?” (An den betrogenen Partner gerichtet). Hierbei ist wichtig zu bedenken, dass der Initiator und Interviewer Prozess nicht dazu gedacht ist, sofortige spezifische Probleme zu lösen. Stattdessen werden Sie gemeinsam die Entwicklungsprobleme angehen, die zur Untreue beigetragen haben. Sie müssen klar machen, dass, wenn diese Probleme nicht erkannt und bearbeitet werden, eine nachhaltig ausgewogene Paar-Dynamik auf Augenhöhe höchst unwahrscheinlich ist.

    Stufe 3: Eine neue und andere Erfahrung schaffen

    Die Arbeit mit einem Paar, das Untreue erlebt hat, erfordert behutsame und stetige Bemühungen. Mein Ziel ist es, das Paar als Team zu stärken, um etwas Neues und Anderes zu schaffen, das sie nicht gewohnt sind. Genau diese Art von “neu und anders” wird wirklich einen Unterschied machen, um das durch Untreue verlorene Vertrauen wiederherzustellen.

    Bitte kommentieren Sie gerne Ihre Erfahrungen mit der Initiator und Interviewer Übung.

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