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Toxische Beziehung: Was ist das? Ab wann ist eine Beziehung toxisch, also giftig und zerstörerisch? Mach den Test! Die Erkennungszeichen einer toxischen Beziehung und wie du dich aus einer solchen Verbindung lösen kannst.

Was ist eine toxische Beziehung?

Eine allgemeingültige Definition einer toxischen Beziehung gibt es nicht. Du kannst dich also nicht an einer offiziellen Liste von Symptomen orientieren und daraus eine Diagnose ableiten wie das ein Arzt bei einer Anamnese tun kann. Während es bspw. für Persönlichkeitsstörungen das DSM gibt, das dominierende psychiatrische Klassifikationssystem in den USA und darüber hinaus, ist eine toxische Beziehung letztlich Auslegungssache der Betroffenen. Und das macht eine Bewertung so schwierig

Wer bestimmt eigentlich, wann eine Beziehung toxisch ist?

Auch Paartherapeuten sollten sich tunlichst davor hüten, Beziehungen zu bewerten. Zu leicht würden sonst die persönlichen Wünsche und Bedürfnisse an eine Partnerschaft in die Beratung einfließen und definieren, welche Verhaltensweisen „normal“ oder „richtig“ und welche „falsch“ wären. Allerdings lässt sich durchaus bewerten, welche Verhaltensweisen mit hoher Wahrscheinlichkeit zu einer Stärkung der Verbindung zwischen den Partnern führen werden und welche zu einer Schwächung oder sogar Auflösung. Hierbei steht die Beziehungszufriedenheit der beiden Partner im Mittelpunkt. Solange beide zufrieden sind und ihre Wünsche und Bedürfnisse erfüllt werden, ist deren Partnerschaft danach stabil und gewiss nicht toxisch – auch wenn die gleichen Verhaltensweisen andere Partner sehr unglücklich machen würden.

Woran erkennst du eine toxische Beziehung?

Eine Auswahl typischer Verhaltensweisen, die Menschen in toxischen Beziehungen benennen:

  • Stark unterschiedliche Nähe-Distanz-Bedürfnisse
  • Erhebliche Kommunikationsprobleme
  • Manipulation und Beeinflussung eines Partners
  • Rücksichtsloses Durchsetzen eigener Wünsche
  • Mangel an Respekt und Toleranz
  • Beständiges Zweifeln und Grübeln über die Verbindung
  • Permanente Unsicherheit
  • Übergriffiges und gewalttätiges Verhalten
  • Erschöpfende, immer wiederkehrende Beziehungs-Dynamiken
  • Unvereinbarkeit von Werten
  • Starke gegenseitige oder auch nur einseitige Abwertung
  • Zeitweise oder dauerhafte Unerreichbarkeit eines Partners

Es gibt noch viele mehr. Vereinfacht gesagt, ist jede Beziehung toxisch, die dich unglücklich macht und aus der du dich dennoch nicht löst. Denn dann du höchstwahrscheinlich in einer emotionalen Abhängigkeit gefangen.

Bin ich emotional abhängig? – Toxische Beziehungen erkennen

Dieser mehrstufige Test erfasst deine Partnerdynamik und erläutert die Anzeichen und Symptome für eine abhängige oder toxische Beziehung.

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Toxische Beziehungen sind immer unsichere Verbindungen

Menschen wünschen sich in Beziehungen einen sicheren Hafen, von dem aus sie die Welt erkunden können. Einen Felsen in der Brandung, der sie schützt vor Veränderungen von außen. Dieses Bedürfnis nach einem Ort, an dem man sich zuhause, sicher, wahrgenommen und geliebt fühlt, ist allen Menschen mitgegeben. Die Bindungsforschung, die mit Bowlby begonnen hat, hat in der heutigen Beziehungsforschung von bspw. Greenberg und Johnson in zahlreichen Studien belegen können: der Mensch ist ein soziales Wesen, das nach sicherer Bindung strebt – und das krank wird und sich hilflos fühlt, wenn die Verbindung unsicher zu werden droht oder sich gar auflöst. Streng genommen spürst du das bereits, wenn du auf deine Textnachricht nicht in dem Zeitraum eine Antwort erhältst, die dir angenehm und „richtig“ erscheint, ganz unabhängig davon, ob dies 30 Sekunden oder 4 Stunden sind. Vielleicht schlägt dein Herz schneller, vielleicht fühlt sich dein Körper bleiern und schwer an … Ob du eher Angst verspürst oder Trauer, das hat mit deiner Biografie zu tun, also mit deiner persönlichen Erfahrung mit Liebe und Verlust, als Kind und als Erwachsener in deinen früheren Beziehungen.

Gleichzeitig benötigen Menschen Freiraum, um sich selbst spüren und entfalten zu können. Wir wollen einen Partner, auf den wir uns verlassen können, der uns emotional nah ist, und wir wollen, dass er uns machen lässt, was wir möchten, ohne dass er sich von uns abwendet. Wir möchten sogar insgeheim, dass er das macht, was wir möchten, damit wir uns ihm nah fühlen können. Das bedeutet, wir sind durchaus in der Theorie zumindest der Meinung, dass der Partner seine Freiheit einschränken wird, sobald wir unsere bedroht fühlen durch seine. Wir wollen gleichzeitig, dass er uns die Sicherheit gibt, damit wir unsere Bedürfnisse auch mal alleine aus- und erleben können.

Toxische Beziehung: Nicht vereinbare Wünsche nach Freiraum und Verbindung

Alle unseren sozialen Gefüge befinden sich im Spielraum zwischen Autonomie und Abhängigkeit. Damit funktionieren Freundschaften, sogar Arbeitsverhältnisse und natürlich Liebesbeziehungen. In Platons berühmter Geschichte von den Kugelmenschen klingt die Verbindung zunächst wunderschön: Die von den Göttern geteilten Kugelmenschen irren solange umher, bis sie ihre Hälfte gefunden haben, um dann mit ihr in Liebe erneut verschmelzen zu können. In der Liebe werden so zwei Unvollständige wieder vollständig, sie werden wieder eins. Es ist eine Frage der persönlichen Bindungshaltung, ob sich dies wie Verheißung oder Bedrohung anfühlt, also ob eine solche Beziehung als toxisch oder gesund empfunden wird.

Jeder Wunsch der Partner ist zunächst gleichberechtigt. Zum Konflikt kommt es, wenn gegensätzliche Bedürfnisse zum gleichen Zeitpunkt erfüllt werden sollen. Ginge es nur darum, wann ein Partner Hunger oder Durst hätte, wäre das kein Problem. Aber in toxischen Beziehungen geht es nahezu immer um das Wechselspiel Nähe und Distanz. Wie viel Nähe wünsche ich, wie viel Nähe kann und will ich zulassen. Und umgekehrt, wie wünscht sich das mein Partner. Nun gibt es beim Thema Nähe und Distanz eine Erkenntnis, die beispielsweise David Schnarch in „Intimität und Verlangen“ herausgearbeitet hat: Wer weniger Nähe wünscht und mehr Distanz, der hat in einer Beziehung das Sagen. Denn er bestimmt alleine über die Nähe, die möglich ist. Damit wird aus einem Bedürfnis ein Mittel der Macht.

Toxische Beziehungen zeichnen sich durch Machtmissbrauch aus

Machtmissbrauch kann vorsätzlich und fahrlässig erfolgen. Meist wissen die Partner gar nicht, was sie anrichten und wie sie die Beziehungsdynamik beeinflussen und langfristig zerstören, wenn sie den anderen immer wieder in der ein oder anderen Form zurückweisen. Häufig ist ihnen ihre Macht nicht nur nicht bewusst, sie wollen diese auch gar nicht, oft erschrecken sie darüber. In den Fällen, die toxische Beziehungen ausmachen, ist es jedoch meist so, dass beide Partner die Dynamik erkannt haben – und sie beibehalten, obwohl sie so giftig und schädlich ist.

Raus aus der toxischen Beziehung

Eine toxische Beziehung kann viele Formen annehmen und es ist meist alles andere als leicht, sich aus ihr zu befreien bzw. sie zu verarbeiten. (Selbst-)Erkenntnis ist der erste Schritt zur Lösung.

Die Liebe gehört zu den schönsten Dingen der Welt. Eine stabile Partnerschaft sollte dich glücklich machen und erfüllen. Doch leider führen uns die eigenen Gefühle manchmal in eine falsche Richtung. Wir werden „blind vor Liebe“, wir nehmen nicht mehr war, ob unsere Partnerschaft nur eine Krise erlebt oder ob wir in einer toxischen Beziehung feststecken Solche Beziehungen können viele Formen annehmen: unausgewogene Liebe, wenn ein Partner dauerhaft mehr investiert als der andere; Abhängigkeit von einem manipulativen Partner; Lüge und Betrug.

Gehen oder bleiben? – Woran erkennst du, ob deine Beziehung am Ende ist?

Die seriöse Entscheidungshilfe auf wissenschaftlicher Basis, wenn du in deiner Partnerschaft nicht mehr glücklich bist.

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In jedem Fall ist es besser, toxische Beziehungen zu beenden

Wie gesagt, das Hauptindiz ist meist Ungleichheit. Folgende Dinge solltest du für dich in den Vordergrund rücken, wenn du eine toxische Beziehung verarbeiten und beenden möchtest:

  1. Steigere dein Selbstbewusstsein: Erst wenn du mit dir selbst im Reinen bist, kannst du dich gegen unfaire Bedingungen vorgehen. Hebe deine Stärken hervor und mach dir bewusst, was dich einzigartig macht.
  2. Begnüge dich nie mit weniger, als du verdienst: Jeder Mensch hat eine faire und gleichwertige Behandlung verdient – und du auch! Schenkt dir dein Partner nicht genügend Aufmerksamkeit, hast du allen Grund diese toxische Beziehung zu überdenken.
  3. Rück gesunde Kommunikation und gegenseitigen Respekt in den Mittelpunkt: Miteinander reden und sich wertschätzen sind das A & O in einer Beziehung. Doch kann beides verschiedene Ausprägungen haben. Deswegen ist vor allem eines wichtig: Setze Maßstäbe und Erwartungen, die eingehalten werden müssen.

Es ist an der Zeit, ihn und eure toxische Beziehung hinter sich zu lassen

Wenn sich immer alles um deinen Lebensgefährten dreht, nicht aber um dich, befindest du dich in einer nicht gleichberechtigten Partnerschaft. Aber nicht nur emotionale Vernachlässigung ist ein Thema – auch die Zeit, die dein Lebensgefährte dir schenkt, spielt eine Rolle. Du solltest kein Ausweichplan, sondern die Priorität sein. Eine Beziehung ist immer auch ein „Wir“. Das heißt, du hast das Recht, in das Leben deines Partners mit eingebunden zu werden und dieser sollte das als Selbstverständlichkeit ansehen.

Eine gesunde Beziehung ist geprägt von Gegenseitigkeit, Gleichheit und Vertrauen. Wenn diese Attribute fehlen, ist es an der Zeit, eine toxische Beziehung zu beenden, selbst wenn es schwierig scheint. Es ist für dich nicht nur gesünder, sondern ebnet auch den Weg für eine glückliche und selbstbewusste Zukunft.

Du hast einen Partner verdient, der dich liebt und mit dir eine Beziehung auf Augenhöhe führen möchte. Lass dir nicht einreden, etwas, das dich unglücklich macht, müsse so sein oder du würdest alleine die Schuld daran tragen.

Gerade in toxischen Beziehungen geschieht es immer wieder, dass ein manipulativer Partner die Tatsachen so verdreht, dass der andere sich für den Verursacher der Probleme hält. Wenn du den Eindruck hast, du könntest deiner eigenen Wahrnehmung nicht mehr vertrauen, ist höchste Zeit für einen Neustart!

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Quellen:

  • Johnson: Bindungstheorie in der Praxis
  • Schnarch: Intimität und Verlangen
  • Brisch: Bindungsstörungen
  • Grossmann: Bindungen – das Gefüge psychischer Sicherheit
  • Finkel: The All or Nothing Marriage

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Eric Hegmann ist Paartherapeut mit Praxis in Hamburg. In seiner ARD Serie "Die Paartherapie" und im gleichnamigen NDR Podcast begleitet er echte Paare. Er ist Co-Gründer der Modern Love School .

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