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Wie bitten Sie sich richtig bei Ihrem Freund oder Ihrer Freundin um Entschuldigung? Warum es für die Beziehung so wichtig ist, sich für Fehler zu entschuldigen – aufrichtig und authentisch. Und heißt lieben wirklich, sich niemals entschuldigen zu müssen?

Was es für die Beziehung bedeutet, sich richtig bei seinem Partner zu entschuldigen

Sich für Fehler zu entschuldigen, sollte eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein. Das bedeutet nämlich, die Beziehung und den Partner zu priorisieren, nicht auf vermeintlichen Stolz oder sein Recht pochen, sondern Verantwortung zu übernehmen für einen Fehler und aufzuzeigen, wie man für die Zukunft einen ähnlichen Fehler vermeiden will.

Der Film und das ihm zugrunde liegende Buch “Love Story” sind berühmt für diesen einen Satz: “Liebe bedeutet, niemals um Verzeihung bitten zu müssen”. Zunächst klingt der toll. Von gegenseitigem Verständnis, das so weit reicht, dass sich die Partner wortlos verstehen – und einander verzeihen. Wichtig dabei ist ein Detail: das Müssen. Um Verzeihung bitten ist schon okay, aber man muss es eben nicht. Bekannt ist auch die Version: “Liebe bedeutet, niemals um Verzeihung zu bitten.” Das ist aber ungefähr so herzerwärmend und tröstend wie: “Ich liebe dich!” – “Ich weiß!”

Vorlage sich für Fehler in der Beziehung entschuldigen

Worauf kommt es an bei einer Entschuldigung?

Die richtige Entschuldigung benötigt keine Vorlage, keinen vorgefertigten Text und sollte besser von Angesicht zu Angesicht geschehen als durch einen Brief, eine Textnachricht oder eine Voice-Message. Professor John Gottman hat geforscht, wann eine Entschuldigung höchstwahrscheinlich angenommen und mittel- und langfristig der Beziehung und den Partnern guttut. Dies sind die 4 Schritte für eine richtige Entschuldigung und eine Verbesserung der Paarkommunikation:

1. Richtig entschuldigen

Sich richtig zu entschuldigen ist, ist gar nicht so leicht, denn eine falsche oder schlechte Entschuldigung wird mit großer Wahrscheinlichkeit den Konflikt eskalieren lassen. Aus diesem Grund sollten Sie unbedingt auf die Details achten. Entschuldigen Sie sich nicht für die Gefühle Ihres Partners! “Es tut mir leid, dass du böse bist”, ist keine Entschuldigung. Es ist vielmehr ein verdeckter Vorwurf, die Gefühle besser im Griff zu haben.

2. Verantwortung übernehmen

Richtig ist: “Es tut mir leid, dass ich so unhöflich / so grob / so gedankenlos / so egoistisch / so respektlos zu dir war.” Damit geben Sie zu, dass Sie etwas ausgelöst haben und Sie übernehmen die Verantwortung dafür. Ohne Einschränkung. “Was ich auch getan habe, dass du jetzt böse bist auf mich, das tut mir leid!”, hat nicht dieselbe Wirkung, denn Sie ziehen sich aus der Verantwortung, wenn Sie nicht benennen, was Sie getan haben.

3. Veränderung ankündigen

Eine Entschuldigung kommt ohne das Wort “aber” aus. Sobald Sie an Ihre Entschuldigung eine Verteidigung anhängen, rufen Sie nämlich einen der vier Apokalyptischen Reiter der Paarkommunikation aufs Schlachtfeld: Die Verteidigung. Die sorgt dafür, dass sich Ihr Partner für nicht ernst genommen fühlt. “Es tut mir leid, aber …”, sollten Sie aus Ihrem Wortschatz streichen. Wenn Sie sich damit entschuldigen, können Sie es gleich lassen. Ihr Gegenüber wird nur das “aber” hören und es ist nichts gewonnen. Stattdessen sagen Sie, was Sie in einer vergleichbaren Situation in der Zukunft anders machen könnten. Die beste Wirkung zeigt, wenn Sie dabei Ihren Partner miteinbeziehen: “Ich dachte, ich werde künftig besser …. – Wäre das für dich okay?”

4. Um Verzeihung bitten

Letzter Teil der perfekten Entschuldigung in einer Beziehung: Um Verzeihung bitten. (Ja, auch wenn “Love Story” immer noch ein süßer Film ist: wissenschaftliche Erkenntnisse, Paartherapie und Kommunikationsregeln unterscheiden sich fast immer von gescripteten Beziehungsweisheiten aus Filmen oder Romanen und sollten mit allergrößten Vorsicht auf ihre Sinnhaftigkeit überprüft werden. Drehbuchautoren sind selten erfahrene Paartherapeuten.) Fragen Sie nach: “Verzeihst du mir?” oder “Kannst du mir verzeihen?”

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So wichtig sind Entschuldigungen in der Beziehung

Nachsichtig zu sein ist ein Zeichen menschlicher Größe. Es geht nicht darum einen Schuldigen zu finden, sondern einen Fehler eingestehen zu können. Besonders in Partnerschaften sollte es nicht um die Schuldfrage gehen. Zu jedem Problem das im Laufe einer Beziehung auftritt, gehören zwei. Ausnahmen bestätigen die Regel. Aber „Meine Schuld!“ zu sagen führt in der Liebe zu gar nichts. Und bringt sie auch persönlich nicht weiter. Der Satz geht zudem viel leichter über die Lippen als: „Da habe ich einen Fehler gemacht!“ „Meine Schuld!“ sind nur Wörter, die man dem Partner wie Beruhigungsdrops verabreicht, damit Frieden herrscht. Meist völlig unreflektiert. Ende der Diskussion.

Versuchen Sie es stattdessen in den vier beschriebenen Stufen: Entschuldigen Sie sich: „Es tut mir leid, …“. Übernehmen Sie die Verantwortung: „… dass ich …”. „Machen Sie ein Angebot: „Ich werde das folgendermaßen lösen …”. Bitten Sie um Verzeihung: „Kannst du mir verzeihen?“ Wichtig dabei ist: Unterschlagen Sie keine der vier Stufen. Nur wenn Sie alle Schritte befolgen, sind Ihre Chancen – und das ist statistisch messbar – deutlich höher auf eine harmonische und dauerhafte Beziehung, als wenn Sie aus Furcht vor Konfrontation oder Stolz auf eine davon verzichten.

Aber Sie sollen auch sich selbst verzeihen.

Und das können Sie nur, wenn Ihnen bewusst ist, warum Sie gehandelt haben wie Sie eben haben. Wenn Sie Ihren Partner nicht absichtlich verletzen wollen oder wollten – und davon gehe ich aus –, dann basiert all Ihr Tun auf den Erfahrungen, die Sie bis zu diesem Zeitpunkt in Ihrem Leben gesammelt haben. Wenn Sie also einen Fehler gemacht haben, dann werden Sie es zu dem Zeitpunkt nicht besser gewusst haben. Was aber keinesfalls bedeutet, dass Sie zu diesem Zeitpunkt dämlich waren. „Wie konnte ich nur so naiv sein?“ ist ein weiterer gängiger Gedanke in der retrospektiven Betrachtung einer Beziehung. Kehren Sie diese Selbstkritik mal ins Positive um: Naivität bedeutet, den Egoismus anderer Menschen zu unterschätzen.

Alle Paare streiten sich, alle Paare verletzen einander. Was über Bestand oder Ende der Beziehung entscheidet, ist, ob die Partner nach einer Auseinandersetzung und gegenseitigen Verletzungen einander verzeihen können. Denn wer nur vorwurfsvoll zurückblickt, der verhindert den Heilungsprozess, der die Zukunft ausmacht.

Es fällt manchmal schwer, ist aber unerlässlich: Als erwachsener Mensch muss man auch abschließen und wieder neu vertrauen können. Gelingt das nicht, dann sollte sich der Betroffene oder auch das Paar Unterstützung suchen – oder im schlimmsten Fall trennen. Denn ohne Vertrauen ist keine Beziehung möglich.

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Und wenn der Partner nicht verzeihen kann oder will?

Es klingt hart, ist es auch, aber manche Dinge sind eben unverzeihlich für einige Menschen. Eine Paartherapie kann helfen, Verständnis füreinander zu entwickeln, doch die Bereitschaft zum Verzeihen lässt sich nicht vorschreiben. Manchmal ist aber auch ein Neuanfang besser als jahrelang in einer schmerzhaften Dynamik zu verweilen, in der sich die Partner gegenseitig ihre Verfehlungen vorhalten. Für unglückliche Beziehungen ist das Leben zu kurz.

Verhaltensweisen haben Konsequenzen, das muss man akzeptieren lernen. Wenn Ihr Partner Ihnen nicht verzeihen kann oder will, dann werden Sie damit leben müssen. Sie können Verzeihen nicht erzwingen. Lernen Sie besser aus Ihrem Fehlverhalten. Erinnern Sie sich an Ihre schmerzhaften Erfahrungen in der nächsten Beziehung und wiederholen Sie die alten Fehler nicht.

Studie belegt: Verzeihen sorgt für neues Glück

Eine Studie dreier Psychologinnen der Universität im Baskenland beschäftigte sich jüngst mit der Auswirkung der Fähigkeit des Verzeihens mit Lebenszufriedenheit. Dafür befragten sie Menschen, die Scheidungen erlebt hatten. Die Ergebnisse waren eindeutig. Alle, die ihrem Ex-Partner trotz schwerer Verletzungen hatten verzeihen können, lebten mit ihren neuen Partnern glücklicher und zufriedener als jene, die einander immer noch im Groll verbunden waren. Ihnen gelang es nämlich, statt Schutzstrategien zu entwickeln, die letztlich der Beziehung nur Schaden zufügten, den neuen Partnern stattdessen mit mehr Einsicht zu begegnen. Die Quintessenz ist daher: Vergeben macht glücklich. Verzeihen kann also ein in letzter Konsequenz durchaus eigennütziges Verhalten sein. Oder anders gesehen: Wer nicht verzeiht, schadet sich mehr als dem Partner, der einem damals Verletzungen zugefügt hat.

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Eric Hegmann ist Paartherapeut, Single-Coach und Autor. Er hat über ein Dutzend Bücher zu Liebe, Partnerschaft und Partnersuche veröffentlicht. Er ist Co-Gründer der Modern Love School .

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