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Zum Beziehungsaus Oder Beim Abbruch Der Kennenlernphase: Der Spruch „Es Liegt Nicht An Dir ...“, Bedeutet Nichts Gutes. Was Macht Ihn So Gefürchtet?

Zum Beziehungsaus oder beim Abbruch der Kennenlernphase: Der Spruch „Es liegt nicht an dir …“, bedeutet nichts Gutes. Was macht ihn so gefürchtet?

„Es liegt an mir …“ Vielleicht nach einigen Wochen Dating, vielleicht auch nach einigen Jahren Beziehung: ein klassischer Abgesang. Dieser Satz ist eine Botschaft auf ganz vielen Ebenen. Deshalb funktioniert er bei so vielen Menschen wie ein Trigger, beispielsweise um sich noch viel mehr Mühe zu geben oder in Zweifel und Grübelei zu versinken. Was genau passiert, wenn wir ihn hören? Warum hat er eine solche Wucht und Macht? Was löst er in uns aus?

„Ich kann mir keine Beziehung (mehr) mit dir vorstellen“, das hört niemand gerne. Deshalb verkleiden Menschen diese Botschaft in Worte, von denen sie denken, dass sie nicht verletzend sind – oder so wenig verletzend wie möglich. Umgekehrt würden wir das ja auch so wollen.

Nun waren wir alle schon an diesem Punkt. Entweder auf der einen oder der anderen Seite. Eigentlich ist der neue Kontakt großartig. Eine Menge Bedürfnisse, die erfüllt werden, viele schöne Eindrücke, unvergessliche Erfahrungen. Aber … Da ist dieses riesengroße Aber, das die Einfahrt in den Beziehungshafen versperrt oder die Fortführung der Beziehung verhindert. Dieses Aber können Marotten, schwierige Persönlichkeitsanteile und problematische Verhaltensweisen sein, meist ist es irgendwas, das nicht gänzlich zum Rest passt und verunsichert oder sogar abstößt. Unsere Intuition hat feine Antennen. Wenn wir den Eindruck haben, da stimmt etwas nicht, dann stimmt da auch meist etwas nicht. Vielleicht ist der Sex super, aber der Freundeskreis so ganz, ganz anders als der eigene. Vielleicht sind die durchquatschten Nächte wundervoll, aber der Funke der Leidenschaft will nicht überspringen. Vielleicht ist er/sie alleine ein hinreißender Mensch, aber in Gesellschaft wird er/sie zum Prahler und Alleinunterhalter. Bei Langzeitpaaren kann es um veränderte Lebensziele gehen: Mit 30 sind andere Ziele im Leben wichtig als mit 50. Der Partner kann wirklich nichts dafür, wenn die sich nicht in dieselbe Richtung entwickelt haben.

Problem 1: Wahrheit oder Lüge?

Aus vermeintlicher Rücksicht machen Menschen große Fehler. Sie lügen beispielsweise. Sie wissen, dass sie einfach nicht genug verliebt sind, um sich mit einigen unterschiedlichen Angewohnheiten des Kontaktes anzufreunden. Sie könnten nun auch ganz konkret sagen: „Ich kann mir nicht vorstellen, mich jemals an dein Verhalten in diesen und jenen Situationen zu gewöhnen, schon gar nicht sie und dich zu lieben.“

Aber wollen wir das so ehrlich wissen? Handelt es sich tatsächlich um Verhaltensweisen, lässt sich aus respektvoll formulierter Kritik noch (nachdem der Trennungsschmerz überwunden wurde) eine Veränderung zum Positiven herbeiführen. Doch handelt es sich um Dinge, auf die der Betroffene wenig Einfluss hat wie beispielsweise die Körpergröße oder die Körperbehaarung, dann wird es schon heikler. Zunächst würde man selbst ungern hören, „Du bist mir einfach zehn Zentimeter zu klein“. Und umgekehrt möchte man sich auch nicht selbst als so oberflächlich sehen, dass es daran scheitern könnte. Aber ganz ehrlich: es sind gerade in den ersten Monaten des Kennenlernen doch solche Dinge, die verhindern, dass man mehr Nähe zulässt und sich besser kennenlernt, es sind dann oft Gründe, für die wir uns auch ein wenig schämen, an denen es scheitert.

Ja. Aber wir wollen nicht gesagt bekommen, was die Person, mit der wir uns eine Zukunft vorstellen können, offenbar ganz furchtbar an uns findet, weil uns das verletzt. Und häufig sind es gerade die Menschen, die mit Zurückweisung schlecht umgehen können, weil sie einen niedrigen Selbstwert besitzen, die ganz besonders miserabel darin sind, Kritik anzubringen. Sie lügen, um Schmerz zu vermeiden.

„Es liegt nicht an dir – es liegt an mir!“ ist dann eine Ausrede, weil man keine Lust auf Drama hat und sich um die wahren Gründe herumschummeln möchte. Aber deshalb stimmt der Satz auch – vielleicht sogar trotzdem.

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Problem 2: So viele Fragen bleiben offen

Unser Gehirn mag keine ungelösten Probleme. Etwas abzuschließen schafft Erleichterung und Befriedigung. So lernen wir, so funktioniert unser Antrieb. „Es liegt nicht an dir – es liegt an mir!“, wird oft verwendet, um eben keine spezielle Kritik formulieren zu müssen und hinterlässt so beim Verlassenen eine Flut von Fragen. „Was stört ihn/sie an mir?“, „Was habe ich falsch gemacht?“

Wer keinen nachvollziehbaren Grund erfährt für ein Beziehungsaus, der leidet unter Liebeskummer deutlich länger als der, dem ganz genau gesagt wurde, was schief gelaufen ist. Der Vorteil an solch direkten Aussagen: an denen ist wenig zu rütteln. Sie mögen uns falsch, ungerecht oder bösartig vorkommen, aber sie erlauben eben auch kein Drumherum, keine Ausflüchte, keine Beschwichtigungen. „So siehst du das also?“, ist eben vor allem Erkenntnis und weniger eine Frage.

Viele Singles, die immer wieder hören „Es liegt nicht an dir – es liegt an mir!“, würden eine Menge geben, erhielten sie klare Ansagen. Über die kann man sich auch viel besser ärgern als über Wischiwaschi. „Du magst nicht, dass ich nicht mehr Jeans-Größe 30 passe? Dann eben nicht!“

Daran erklärt sich auch, weshalb so viele Menschen diesen Satz verwenden: Weil sie beim Schlussmachen besser wegkommen und nicht mit Wut und Ärger konfrontiert werden, sondern sich stattdessen der Andere mit Selbstzweifel und Schuldgefühlen plagt, jene Gefühle, die eben durch fehlendes Wissen besonders rasch entstehen.

Problem 3: Eine Aufforderung mehr zu investieren

Problematisch ist auf einer anderen Verständnisebene der Spruch, weil er eben auch ein Appell ist, nämlich: „Bitte fang nicht an dich zu ändern, das bringt nämlich nichts! Ich kann keine tieferen Gefühle für dich entwickeln.“ Diese Botschaft ist eigentlich eine sehr wichtige.

Nur leider, leider bleibt gerade diese Information dem verliebten Herz meist verborgen. Das hört stattdessen so ziemlich genau das Gegenteil: „Fast hat es geklappt. Also muss ich mir mehr Mühe geben“, und fragt sofort „Was kann ich verändern? Wie kann ich dir gefallen?“

Wer nicht gerade unglücklich verliebt ist, wird hier einwerfen: „Das ist keine Liebe, wenn man sich die erst verdienen und sich verbiegen muss.“ Wer aber gerade den Schock der Trennung zu überwinden versucht, der klammert sich an die Hoffnung der Veränderung und würde alles versprechen, um sich noch einmal bewähren zu dürfen. Immerhin sorgt Liebeskummer nach einer Trennung für die gleichen Emotionen, die unsere Vorfahren verspürten, wurden sie alleine in der Steppe von ihrem Stamm zurückgelassen: Panik vor Alleinsein und dem sicheren Tod ohne den Schutz der anderen. In diesen Momenten wird alles an Kraft aktiviert, was verfügbar ist.

Die Hoffnung, dass es doch noch klappen könnte, wird heute von gescripteter Realität in den Medien geschürt, ich nennen das die derzeitige Phase der “Disneyfizierung der Liebe“: Ohne Drama kein Happy End. Bevor das paar sich findet, muss es noch einige Konflikte lösen, das gehört zur Dramaturgie dazu, ohne die verkauft niemand ein Kino-Ticket oder bingt mehr als drei Folgen. Dabei ist es in der Liebe ganz anders. Mit Drama kein Anfang und Happy End ist sowieso aus, denn Liebe beschreibt einen Zustand, keine Kamerafahrt über die Märchenhochzeit am Strand mit Abblende zum Sonnenuntergang.

Auf manche Dinge haben wir keinen Einfluss

Letztlich verlieben wir uns in die sympathischen Seiten eines Menschen – und stellen anschließend fest, ob wir auch mit den unsympathischen zurechtkommen können. Was der Einzelne als unsympathisch (oder unerträglich) empfindet, hat mit dessen Erfahrungen und Prägungen zu tun. Da haben die Eltern vielleicht etwas verbockt, vielleicht war es auch die oder der Ex. Ist aber egal, denn es macht einfach nicht „klick“. Manchmal aus gutem Grund. Das Unterbewusstsein ist häufig schlauer als der Verstand.

Denn wäre da ein tiefes Verliebtsein-Gefühl, würde uns das die nötige Zuversicht geben, dass wir eine gemeinsame Zukunft haben können. Jede Entscheidung gegen einen Partner erfolgt aus guten Gründen – und wenn diese nur aus der eigenen Sicht gute Gründe sind. Denn vielleicht sind ja die Ansprüche überzogen oder die Zeit ist noch nicht reif für eine neue Liebe, weil die alte noch nicht verarbeitet ist.

Wenn Ihnen also das nächste Mal jemand diesen Satz sagt: Glauben Sie ihn einfach, selbst wenn Sie wissen, dass es eine Ausrede ist. Es macht keinen Unterschied für Sie, denn Sie haben darauf keinen Einfluss.

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Eric Hegmann ist Paartherapeut, Single-Coach und Autor. Er hat über ein Dutzend Bücher zu Liebe, Partnerschaft und Partnersuche veröffentlicht. Er ist Co-Gründer der Modern Love School .

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