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Cushionig Wenn Man Sich Eine 2. Oder 3. Option Warmhält

Airbag beim Dating: Cushionig Wenn man sich eine 2. oder 3. Option warmhält, falls es mit dem Spitzenkandidaten nichts wird. In der Zeit der „neuen“ Dating-Trends und Dating-Phänomene hat diese Verhaltensweise den Namen Cushioning erhalten.

Cushioning (von dem englischen Begriff cushion, zu Deutsch: Polster) ist ein Datingverhalten, bei dem man neben dem eigentlichen Schwarm noch andere Kandidaten datet, um sich ein Polster zu schaffen, falls man eine Absage erhält. Dieses Dating-Phänomen ist durch Online Dating heute weit verbreitet, weil die meisten Singles nicht seriell daten, also einen Kandidaten nach dem anderen, sondern parallele Kontakte verfolgen.

Da es in dieser Phase des Kennenlernens meist keine exklusiven Absprachen gibt, handelt es sich auch nicht wirklich um Fremdgehen. Wer sich so verhält, macht mehren Menschen gleichzeitig Hoffnung, es könne sich aus dem Kontakt noch eine Beziehung entwickeln. Als Entschuldigung für sich selbst sagen sie oft, sie könnten sich eben nicht entscheiden. Doch eigentlich wissen sie ganz genau, dass es sich bei den anderen Kandidaten nur um Plan B handelt. Häufig sind die aber genau jene, die es ernst meinen und die sich ihrerseits bemühen und nicht – wie oft die favorisierte Option – wenig Interesse zeigen.

Denn Unverbindlichkeit ist nur ein Aspekt des Cushioning. Nach meiner Beobachtung in der Single-Beratung und beim Single-Coaching verhalten sich so vor allem die Singles, die sich stark um einen Schwarm bemühen, der eigentlich unerreichbar ist, weil er beispielsweise gleich zu Beginn des Kennenlernens gesagt hat, dass er vergeben ist, dass er nicht an einer festen Beziehung interessiert ist, sondern nur an einem Beziehungsmodell wie Freundschaft Plus oder der anders unerreichbar wirkt, vielleicht, weil der Urlaubsflirt weit entfernt lebt.

Cushioning macht, wer Angst hat

Was zunächst wie ein typisch ängstliches Bindungsverhalten wirkt, also von Verlustangst geprägtes Werbeverhalten, ist aber bei näherer Betrachtung eher im Bereich der Bindungsangst zu verorten. Sich nämlich immer wieder in unerreichbare Partner zu verlieben oder immer „an die Falschen zu geraten“, ist ein typisches Merkmal der passsiven Beziehungsverweigerung. Es handelt sich also um eine unbewusste Strategie, Nähe und Bindung zu vermeiden – meist aus der Furcht verletzt zu werden. Entweder weil das Bindungsverhalten grundsätzlich derart geprägt wurde in der frühen Kindheit oder – was ich zunehmend beobachte – durch schmerzhafte Beziehungserfahrungen, beispielsweise eine Trennung nach Betrug oder emotionaler Abhängigkeit.

Cushioning macht, wer Angst vor dem Alleinsein hat, wer sich eine Absicherung wünscht, falls es mit dem Favoriten nicht klappt, und wer sich vor Zurückweisung so fürchtet, dass er zum Ausgleich des niedrigen Selbstwertes eine Menge Bestätigung und Anerkennung von anderen benötigt.

Die „Täter“ sind Opfer der eigenen Unsicherheit und ihrem Bindungsverhalten. Sie handeln nicht immer vorsätzlich, doch auch Fahrlässigkeit schützt nicht jene, die auf der Wartebank sitzen. Cushioning und Benching liegen sehr nahe zusammen und wie alle bekannten Dating-Phänomene, die derzeit mit neuen, englischen Namen bezeichnet werden, sind sie von Furcht geprägt. Entweder von Bindungsangst oder von Verlustangst.

Bindungsangst und Verlustangst sind die zwei Seiten derselben Medaille: verletzter Selbstwert. Bindungsangst sucht Schutz vor Verletzungen, die durch Nähe entstehen könnten und Verlustangst sucht Schutz durch einen vermeintlich starken Partner. Nach meiner Beobachtung in der Praxis haben die Verhaltensweisen, die durch verletzten Selbstwert geprägt werden, in den vergangenen 20 Jahren deutlich zugenommen.

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Dating-Phänomene sind Schutzreaktionen vor Verletzungen

Der Grund könnte sein, dass Menschen heute mehr Beziehungserfahrungen machen als früher, da junge Singles häufiger kurze Partnerschaften eingehen, bevor sie Anfang bis Mitte 30 dann bereit sind zu heiraten oder eine Familie zu gründen. Jedes Beziehungsaus, jede Trennung verletzt, viele Menschen klagen, dass sie kein Vertrauen mehr fassen können in andere, weil sie solch schmerzhafte Erfahrungen gemacht haben. Diese – oft traumatisch erlebten – Erfahrungen führen zu Schutzreaktionen vor weiteren Verletzungen und diese zeigen sich in typischen Verhaltensweisen wie solchen neuen Dating-Phänomenen.

Ist es die narzisstischer agierende Gesellschaft, die für mehr Unverbindlichkeit sorgt? Wenn man sich ansieht, dass Narzissmus ja den Ursprung in einem extrem schwachen Selbstwert findet, der auf der einen Seite Anerkennung benötigt und auf der anderen die Abwertung von anderen, um sich selbst erhöhen zu können, dann ist das Grundthema auch wieder Angst. Furcht vor einer weiteren Kränkung oder Verletzung des sowieso schon niedrigen Selbstbewusstseins.

Cushioning bedeutet, sich niemals ganz auf eine Person einzulassen

Für den Partner sieht es so aus und fühlt sich so an, als wäre die gemeinsame Zeit nichts als eine Generalprobe gewesen, während die Zweit- und Drittbesetzung bereits vorgesprochen hat und solange am Bühnenrand wartet, bis man den Text vergisst oder sich anderweitig als nicht perfekt genug für die Hauptrolle erweist. Wer Cushioning betreibt, nutzt Menschen wie auswechselbare Gegenstände aus.
Was kann man als Betroffener tun, bemerkt man, man ist nur eine Option und keine Priorität? Standards definieren, was man an Verbindlichkeit erwartet in der Kennenlernphase und gehen, wenn diese nicht eingehalten werden. Denn jeder sollte sich so viel wert sein, nicht als Airbag oder Polster ausgenutzt zu werden. Gelingt dies nicht, dann sollte man sich allerdings überlegen, ob nicht das eigene Bindungsverhalten verhindert, zu seinen Wünschen und Bedürfnissen zu stehen – vielleicht hält man ja selbst deshalb an diesem emotional unerreichbaren Partner fest, weil man unbewusst ein passiver Beziehungsverweigerer ist?

Es ist eine Sache, sich nicht entscheiden zu können. Das erleben vermutlich die meisten Singles einmal. Sich nur halb auf jemanden einzulassen, ist eine verbreitete Strategie, um sich vor Nähe zu schützen und nicht verletzt zu werden. Doch wenn jemand immer wieder parallele Beziehungen pflegt, leidet er unter einem Mangel an Verbindlichkeit, vielleicht auch in manchen Fällen an der Fähigkeit Vertrauen zu fassen. Doch die Gründe fürs Cushioning sind den Betroffenen egal, denn denen wurde das Herz gebrochen. Den eigenen Liebeskummer zu überwinden, indem man die Menschen verletzt, die es gut mit einem meinen, ist schon sehr selbstsüchtig.

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Eric Hegmann ist Paartherapeut, Single-Coach und Autor. Er hat über ein Dutzend Bücher zu Liebe, Partnerschaft und Partnersuche veröffentlicht. Er ist Co-Gründer der Modern Love School .

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